Typveränderung?

Annemarie Hülber

von Annemarie Hülber

Story

Es ist wieder so weit. Ich muss zum Friseur. Unbedingt. Meine Haare sind zu lange. Der Schnitt – nicht mehr erkennbar. Es muss sein.

Ich gehe nicht besonders gerne zum Friseur. Damit schlage ich in unserer Familie aus der Art. Meine Mama ging sehr gerne. Meine Tante Helli auch. Die ging sogar einmal pro Woche. Waschen und legen. Ich gehe nur, wenn es sein muss. Mein Haar ist sehr problemlos. Kurz bis halblang, kräftig, dicht, mit einer Naturwelle. Und ich habe seit Jahren den gleichen Schnitt. Vor einigen Jahren, so in meiner Lebensmitte, war mir nach Typveränderung. Eine neue Frisur muss her. Unbedingt.

Ich sitze beim Friseur und trage mein Anliegen ‘Typveränderung‘ vor. Ich hätte gerne glattes Haar. Schluss mit den Locken, die in alle Richtungen stehen, aber nie dort sind, wo ich sie gerne hätte. Kein Problem, sagt die Friseuse. Nach dem Waschen und Schneiden rückt die Meisterin der Haare mit ’schwerem Gerät‘ an. Föhn, große Rundbürste und Glätteisen. Sie bürstet, zieht und glättet mein Haar, das es eine Freude ist. Fertig!

Die Frau, die mir aus dem Spiegel entgegenschaut, ist eine Fremde. Die sieht ganz anders aus. Die Friseurin ist begeistert und sehr zufrieden mit ihrem Werk. Ich weiß noch nicht so genau. Ja, ich wollte etwas Neues. Aber irgendwie schaue ich wie eine Mischung aus Sumo-Ringer und Geisha aus. Meine dunklen Haare liegen ganz glatt und anliegend um meinen Kopf.

Das passt Ihnen sehr gut! Mit dem Glätteisen können Sie das leicht selbst zu Hause machen. Das Gerät wäre jetzt in Aktion. Nur 60 Euro. Das überlege ich mir noch, stottere ich. Ich muss mich erst an die neue Frisur gewöhnen. Ich zahle und verlasse fluchtartig das Geschäft. Meine widerspenstigen aber pfiffigen Locken fehlen mir.

Zu Hause begrüßt mich der Dackel-Schnauzer freudig. Der erkennt das Frauchen am Geruch. Der Herbert schaut zuerst nur und ich merke, er sucht nach den richtigen Worten. Hast dir einen Mosi machen lassen, grinst er. Moosi – ich bin verwirrt. Na die Frisur sieht irgendwie aus, wie die vom Rudolph Moshammer, dem Modeschöpfer, erklärt er. Ist eh….gut. Ich muss auch grinsen. Zum Glück hat er nicht gesagt ‘ist eh lieb’. Meine Mama hat das immer dann gesagt, wenn etwas nicht so toll ausgesehen hat. Lieber Gott, beschütze mich bitte vor allem, was eh lieb aussieht.

Nach einer kurzen Dusche und der Lufttrocknung meiner Haare, war wieder alles in Ordnung, und meine Locken haben sich wieder geringelt. Mittlerweile habe ich zu meiner inneren Mitte gefunden und bin voll zufrieden mit meinen Haaren. Aber wenn ich zum Friseur gehe heißt es immer noch: Lasst dir einen Mosi machen?

(Bild von pixabay)

© Annemarie Hülber 2023-02-08

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