Ü60-Tagebuch: Apps, Tracks + Omas Leinen

Ariadne

von Ariadne

Story

Es läuft der Abspann von der gestrigen Tatortfolge ‚Krieg im Kopf‘. Mein Mann und ich schauen uns an und suchen nach Worten. Ausnahmsweise findet er sie zuerst: Irgendwie deckt sich das mit der aktuellen Stimmung. – Mmh, wie meinst Du das denn? – Na ja, stimmungsmäßig gleich halt, diese Art Krieg und das Virus. – Ich muss nachspüren, ohne mich allzu von Macron‘s Spruch zur Corona-Krise ‚Wir sind im Krieg‘ ablenken zu lassen.

Ich gebe meinem Mann recht. Ja. Sehr ähnlich. Weil ich beiden recht ohnmächtig und hilflos gegenüber stehe. Weil ich keinen Einfluss habe, außer mich im wahrsten Sinn des Wortes in beiden Fällen aus der Schusslinie zu bringen. Bis dahin sind das Tatort-Szenarium und die momentane Covid 19-Situation für mich sehr ähnlich. Doch nicht ganz: Eine völlig durchgeknallte, menschenverachtende Cyber-Kriegsführung, die einzig zur Gewinnmaximierung der Rüstungsindustrie dient, ist gezielt herbeigeführt und ganz bewusst menschengemacht.

Das Schlimme dabei: Niemand weiß, welche noch größeren Durchgeknallten das an einer Zivilbevölkerung anwenden könnten. Tracking als Mindcontroll, notfalls werden wir auf einer Parkbank per Trackingstrahl liquidiert. Harter Tobak. Aber im Film selbsterhaltender Militär-Alltag. Auch mit erheblicher Unbestimmtheit seines Übersprungmomentes auf den Menschen ist mir Covid 19 dann noch lieber als Cyper-Krieg. Falls ich eine Wahl hätte. Nur was ist mit dem gerade diskutierten Handy-Tracking, bei dem mit Hilfe einer App meine Funkzellenkontakte nachvollziehbar gemacht werden. Gerne in der Krise, aber danach?

Bei unserer Weltenlagebesprechung heute Morgen bemerkt mein Mann an dieser Stelle meiner Überlegungen, dass ich ja gar kein Handy-Tracking geeignetes Mobilphone habe. In dem Fall für mich also 100% Ausgangssperre?

Eine Stunde später ruft mein Mann aufgeregt – Du musst sofort einkaufen gehen! – Aber wieso denn, es ist doch erst 8 Uhr und gestern hast Du gesagt, ich sehe zu jung …- Mein Mann schaut irritiert und ich verzichte auf die Vollendung des Satzes.

– Demnächst Mund- und Nasenschutzpflicht!-

– Ja, aber wir haben doch gar keine Masken.-

Jetzt gehe ich mit dem Hund und die frische Luft tut mir sehr gut. Mir fällt die von meiner Großmutter geerbte Leinenbettwäsche ein. Zu klein für die modernen Bettdecken liegt sie seit 25 Jahren unbenutzt im Schrank. Jetzt meine liebe Oma, die Du zwei Weltkriege heil überlebt hast, jetzt werde ich aus Deinem Leinen Mund- und Nasenschutzmasken machen. Danke!

© Ariadne 2020-03-30

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