Über beide Ohren verliebt

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story
ZĂŒrcher Altstadt 2023

Monty, der rot-weiss gefleckte Kater lebte mit seinem Herrchen in einer Altstadtwohnung. Er fĂŒhlte sich trotz der aufopfernden Liebe seines Herrchens sehr einsam. In seinem Quartier lebte nur ein uralter Kater und zwei, drei Ă€ltere KĂ€tzinnen.
Am wohlsten fĂŒhlte sich Monty auf dem Kinderspielplatz, auf dem lief wenigstens immer etwas.
Eines Tages zog eine Familie in ein Haus in unmittelbarer NĂ€he der GrĂŒnflĂ€che. Der Mann war Zimmermann und fertigte fĂŒr seine Katze eine Wendeltreppe an. Diese reichte vom Garten bis in den dritten Stock. Das blieb auch Monty nicht verborgen. Er bewunderte den tollen ‘Wohnungsaufgang’ und wĂŒnschte sich insgeheim dort auch einmal hinaufzusteigen. Wer wohl so exklusiv wohnt, dachte der Kater. Das muss ich unbedingt herausfinden. So legte er sich auf die Lauer. Er musste nicht lange warten. Bald darauf kam eine wunderschöne, rabenschwarze KĂ€tzin. Ihr Fell glĂ€nzte und ihre grĂŒnen Augen strahlten. MajestĂ€tisch lief sie vor dem GebĂŒsch, in welchem sich der Kater auf die Lauer gelegt hatte vorbei. Monty brachte dieser Anblick fast um den Verstand. Geschwind kam er aus dem GestrĂ€uch und stellte sich vor sie hin: „Hallo Schönheit, ich bin Monty und wer bist du?», dabei strich er gekonnt um sie herum. «Du wohnst dort oben, nicht wahr? LĂ€sst du mich auch einmal diese Wendeltreppe hochsteigen?» 
Die KĂ€tzin genoss die zĂ€rtlichen BerĂŒhrungen von Monty sehr. Nach einer Weile antwortete sie: «Ich heiße Luna. Also lass mich mal ĂŒberlegen. Wenn du mir einen fetten MĂ€usebraten fĂ€ngst, kannst du ihn mir als Lohn nach oben tragen. Aber solltest du die Beute fallen lassen, musst du wieder hinuntersteigen und von vorne beginnen.» 
Das ließ sich Monty nicht zweimal sagen, denn er war ein guter MĂ€usefĂ€nger. So machte er sich auf die Jagd. Kurze Zeit spĂ€ter brachte er Luna das GewĂŒnschte in die Wohnung. Er war so angetan von dieser Wendeltreppe und war so verliebt in Luna, dass er ihr tĂ€glich eine Maus vorbeibrachte. Und so wurden sie bald ein KatzenliebespĂ€rchen.
Dann zog Herrchen mit Monty aus der Stadt. Dort hatte es zwar viele schöne KĂ€tzinnen, aber keine war wie seine Freundin. Vor allem hatte keine eine solch tolle Wendeltreppe wie Luna zu bieten. Monty hielt es nicht mehr lĂ€nger aus. Er verließ sein Herrchen und sein neues Zuhause. Getrieben von dem gebrochenem Herzen lief er so schnell er konnte zurĂŒck in die Altstadt zu Luna. Den MĂ€usebraten hatte er bereits unterwegs gefangen. Er rannte die Stiegen hoch und als er vom Fenster in Lunas Wohnung sprang, erblickte er sie schlafend in ihrem Körbchen. Ganz leise nĂ€herte er sich seiner Freundin. Die mitgebrachte Beute deponierte er in ihrem Futternapf. Dann legte er sich zu ihr in das Kistchen. Monty kuschelte sich ganz nah an Luna heran und bald schlief auch er friedlich ein.

 Titelbild: Bronze-Statue Kater Monty

Monty war vermutlich das Pendant zu dem Kater Toulouse, den König von Olten. Auch dieser strich durch die Quartiere, besuchte QuertierlĂ€den oder huschte in Wohnungen, in der Hoffnung auf ein Leckerli. Auf dem Kinderspielplatz in der Altstadt, wo er sich oft aufhielt, wurde ein Denkmal fĂŒr Monty errichtet.

Auch diese Geschichte entstand in dem Workshop ‘Altstadtgeschichten’.

© Marianna Vogt 2023-05-21

Genres
Romane & ErzÀhlungen
Stimmung
Abenteuerlich
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