von Oguzhan Köse
Ich bin in einem Mehrparteienhaus in einem Arbeiterviertel aufgewachsen. Meine Nachbar*innen waren Menschen vom Balkan, Afrikaner*innen, Iraner*innen, Araber*innen, Pol*innen, Deutsche und Türk*innen. Was ich dabei gelernt habe? In möglichst vielen verschiedenen Sprachen zu fluchen – als Jugendlicher konnte man damit gut angeben. Rückblickend war es viel spannender zu erfahren und zu beobachten, wie unterschiedlich Bedürfnisse sind.
Ich beobachtete, wie gern Migrant*innen ein Stückchen “Heimat” in ihre neue “Heimat” bringen wollen, in dem sie ihre Wohnungen traditionell einrichten, Medien in ihrer Sprache konsumieren und ihre Nationalgerichte kochen, für die sie authentische Zutaten aus den entsprechenden Ethno-Supermärkten kaufen. So war das auch bei uns zu Hause.
Ich bin bekennender Austro-Türke. Aufgewachsen zwischen Apfelstrudel, Melange, Baklava und türkischem Kaffee, sog ich beide Kulturen in mich auf. Ich empfand dies nie als Widerspruch oder Konflikt, sondern als enorme Bereicherung. Gleichzeitig lag hier schon der Grundstein für meine heutige interkulturelle Kompetenz.
Nach der Schule absolvierte ich ein Praktikum bei einem türkischsprachigen Medium. Dort hörte ich zum ersten Mal, dass es Ethnomarketing gibt. Ich hörte, wie sich meine Kolleg*innen dazu unterhielten, maß dem damals noch keine Bedeutung zu.
Erst viele Jahre später, als ich für einen großen österreichischen Konzern arbeitete, fiel es mir wieder ein. Ich nahm allen Mut zusammen und schilderte meine Idee zu einem Ethnomarketing-Konzept in einer E-Mail an die Geschäftsführung. Daraufhin begann ich eine Ausbildung zum Unternehmensberater. Schon während meiner Ausbildung zeichnete sich ab, wie wenig der heimische Markt auf die Bedürfnisse von Migrant*innen eingeht.
Es gab kaum österreichische Produzent*innen, die ihre Produkte für die Ethno-Community adaptierten. Scheinbar zurecht. Denn zu groß wirkte das Risiko, imagebelastende Fehler zu machen, indem man zum Beispiel jemanden diskriminiert oder Vorurteile und Rassismen reproduziert. Dieses Terrain ist gepflastert mit Stolpersteinen.
Um Fehler zu vermeiden, ist ein umfangreiches interkulturelles Wissen notwendig und hier wollte ich ansetzen. Ich wollte Unternehmen dabei helfen, erfolgreich mit der Ethno-Community zu kommunizieren und für diese zu produzieren.
Heute, nach über 20 Jahren Arbeitserfahrung im Ethnomarketing, kennt man mich als ‘der Ethnoberater’. Ich beriet und begleitete Firmen in unterschiedlichsten Branchen bei ihren Ethnomarketing-Maßnahmen, von KMU’s bis hin zu marktführenden Unternehmen.
Wieso die Maßnahmen so erfolgreich waren, welche Vorteile Ethnomarketing für Sie bringt und welche Branchen am meisten davon profitieren, erfahren Sie in den kommenden Beiträgen.
© Oguzhan Köse 2022-04-15