Über die kleinen Dinge

Eva Maria Hoffmann-Gombotz

von Eva Maria Hoffmann-Gombotz

Story

Hätte mir jemand erzählt, dass ich eines Tages auf einem Parkplatz stehen und lauthals, mit rotem Kopf, in mein Auto brüllen werde:

„Okay… Dann darfst du niiiiie wieder Peppa Wutz schauen!“ – ich hätte laut aufgelacht.

Das Lachen hat sich aber mit hängenden Schultern und schuldigem Blick aus dem Staub gemacht, seit jemand anders bei uns eingezogen ist.

Darf ich vorstellen: Die Trotzphase!

Und auf einmal erscheint alles andere ohne Bedeutung.

Fragen, die mich vor einiger Zeit wirklich richtig beschäftigt haben –

„Was ist der Sinn meines Lebens?“, „Wie gelingt es mein wahres Selbst zu entdecken?“, „Wie funktioniert Selbstverwirklichung überhaupt?“ – weichen den essenziellen Fragen des Lebens.

„Wie bekomme ich das Kind ins Auto?“

„Warum ist im Jänner immer noch Winter, und verlangt, nebst Stiefeln auch nach Jacke und Haube?“

„Darf bitte nur einmal ICH deine Nase putzen?“

Noch nie wurde ich sooft angeschrien und in keiner Situation meines bisherigen Lebens habe ich solche Blicke von fremden Menschen kassiert.

Wenn es um die Kinder der Anderen geht, dann ist nämlich fast jeder/jede Expertin.

Da nehme ich mich nicht aus.

Auf Distanz und aus der Ferne. Ausgeschlafen. Und mit sauberen Klamotten, hab ich auch Zugriff auf alle Erziehungsratgeber, die jemals auf meinem Nachtkästchen gelegen sind.

Aber nicht hier auf Parkplatz. Hier geht es ums Überleben.

Seit wir diesen neuen Wegbegleiter haben, sieht meine Yogapraxis anders aus.

Da übe ich die Wechselatmung auf dem Gaderobenboden, im Kindergarten. Immer dann, wenn wir 20 Minuten für das Anziehen von 2 Patschen benötigen und mein Geduldsfaden schon sehr spannt.

Ich nutze Affirmationen wie „Ich bin vollkommen in meiner Mitte“ wenn ICH versehentlich, nach dem gemeinsamen Händewaschen, das Wasser abdrehe und im heimatlichen Badezimmer eine Welt untergeht.

Ich streichle manchmal, im Vorbeigehen sanft meine Yogamatte. Voller Sehnsucht.

Und wenn es mir mein Alltag erlaubt, dann rolle ich sie tatsächlich aus. Sitze dort im halben Lotus. Halte inne. Spüre meinen Atem. Bemerke die Schwere meiner Augenlider.

Suche mir eine Decke.

Übe Savasana.

Ausgiebig.

Mit jeder Zelle.

Und waren es früher dritte Krieger, dreibeinige Hunde und fliegende Krähen, die mich zum Schwitzen brachten –

ist es heute der kleine Zwerg.

Aber immer wenn ich nachts seine kleinen Füßchen in meinem Rücken spüre.

Wenn sich plötzlich im Schlaf der kleine Arm um meinen Hals legt.

Wenn bei meiner Rückkehr, von meiner Savasana-Auszeit, ein:

„Ich hab dich so vermisst!“ den Raum erfüllt, dann geht mein Herz über. Dann springt das Lachen wieder strahlend aus seinem Versteck. Dann ist alles erfüllt – von Liebe und Glück.

Im Endeffekt sind es dann doch die kleinen Dinge, auf die es im Leben ankommt. Egal ob Gesten. Oder in meinem Fall – Menschen!

Hab einen schönen Start in diesen Sonntag.

Gib den kleinen Dingen des Lebens Platz, die dich erfreuen, dir Kraft schenken und dein Herz erfüllen!

© Eva Maria Hoffmann-Gombotz 2020-07-28