Una notte speciale

Beate-Luise

von Beate-Luise

Story

Eine Geschichte auf Story.one schildert die Suche einer jungen Frau nach einem Zimmer zum Übernachten in Key West. Es scheint aussichtslos für die Alleinreisende und wird finster. Sie gerät an zweifelhafte Kerle, die sie einladen. Ein ungepflegtes Sofa steht in der Ecke. Ihr Verstand entscheidet dagegen. Auch gegen ihr Budget. Sie verbringt die Nacht schließlich in einem teuren Hotel. Immerhin sicher.

Beim Lesen erinnere ich mich:

Seit Kurzem hatte ich eine Aupair-Stelle in Pavia, Norditalien. Wie jedes Jahr war meine Mutter zum Skilaufen in Sulden. Sie fragte am Telefon, ob ich sie nicht ein paar Tage dort in Südtirol besuchen wolle. Ich lieh mir von der Mamma eine Daunenjacke und nahm einen Zug. Es war schon dunkel, als ich Bozen ausstieg. Überrascht stellte ich fest, dass ein Weiterkommen erst am Morgen möglich war. Warum genau, weiß ich nicht mehr. Dann übernachte ich halt, dachte ich leichtfüßig, schulterte meine Tasche. Ein Zimmer für eine Nacht würde sich finden lassen. Und marschierte los.

Ich fragte und klingelte mich durch und … Erhielt nur achselzuckende Absagen. Nein, alles voll. Oder nicht für nur eine Nacht – so in der Art. Jedenfalls wurde es immer später und die Bürgersteige schienen ohnehin alle schon hochgeklappt. Mir wurde mulmig zumute. Es war kalt und niemand außer mir unterwegs. Wohin also?

Von Weitem fiel mein Blick mehrmals auf ein warm erleuchtetes, imposantes Gebäude. Am Portal stand in großen Lettern “Grand Hotel Emma”. Beim ersten Vorübergehen grinste ich in mich rein. Völlig indiskutabel! Als ich wieder daran vorbeikam, schaute ich genauer hin. Beim dritten Mal überlegte ich, aber verwarf die Idee erneut.

Trotz meines jugendlichen Optimismus blieb die Suche erfolglos. Während immer mehr Lichter in den umliegenden Häusern und dann zu meinem Erschrecken auch auf der Straße erloschen, packte mich die Verzweiflung. Also doch rein in die fünf Sterne.

Der Portier hinter poliertem Mahagoni sah überheblich auf meine zu große hellblaue Daunenjacke von Chiara. Ich erklärte ihm, dass ich ein Zimmer nur für eine Nacht suche. Umgerechnet 400 Mark sei der Preis. Eine astronomische Summe! Ich zahlte per Euroscheck. Sofort!, forderte er und fühlte sich sichtlich gut dabei.

Das Zimmer war tatsächlich beeindruckend. Was für ein Luxus! Schlafen wäre Verschwendung. Ich schaltete den Fernseher ein und warf mich auf ein breites weißes Daunenbett. Später ließ ich mir ein Bad ein und genoss es, mich in duftendem, warmem Schaum zu rekeln. Aus einer Minibar (so etwas war mir bis dahin völlig unbekannt) hatte ich eine kleine Flasche Wein entnommen, geöffnet und auf den Wannenrand gestellt. Daneben einen Aschenbecher, denn rauchen in der Badewanne zählte damals zu meinen Leidenschaften.

Ich genoss die Nacht. Erst spät schlief ich ein, dafür himmlisch. Den weißen Aschenbecher mit dem Hotellogo in dezent blauer Schrift steckte ich am Morgen ein. Er erinnerte mich noch einige Jahre an diese besondere Nacht.

© Beate-Luise 2021-03-23

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