Und plötzlich…war es positiv.

Jennifer Jähniche

von Jennifer Jähniche

Story

Meine Finger hüpften schnell über die Tastatur meines Laptops, während ich in der Bahn saß und mich auf dem Weg zur Arbeit befand. Endlich mal wieder zum realen Arbeitsplatz fahren! Endlich mal wieder meine Arbeitskollegen nicht nur über einen Bildschirm empfangen! Endlich mal wieder Arbeit fernab vom Computer verrichten! All die glückseligen Gefühle durchströmten meinen immer noch leicht verschwitzten Körper, nachdem ich mich zuvor noch beeilen musste, um meine Bahn rechtzeitig zu erwischen.

Mein Morgen war wahrlich nicht der beste und mein Zeitmanagement absolut durchwachsen – ich hatte einfach keine normale Arbeitsroutine, wenn ich zuvor wochenlang nur vom Bett zum Schreibtisch stolpern musste – und dennoch wich all die negative Energie von mir, wenn ich nur an das dachte, was mir bevorstand.

Bevor ich in die Bahn stieg, machte ich einen Halt an der Teststation – ein bereits fast täglich integrierter Stopp mit einem ebenso routinierten Ablauf.

Konzentriert erledigte ich noch ein paar Kleinigkeiten an meinem Laptop und vergaß dabei schon fast, das Testergebnis anzusehen, nachdem es mir per Mail zugesandt wurde. Erst Minuten später fiel es mir wieder ein.

Wird schon negativ sein, so wie gestern auch, war meine naive Annahme.

Ich folgte dem Link und war schon dabei, meine routinierten Fingerbewegungen durchzuführen, die das Ergebnis herunterladen würden. Doch Halt…meine Finger stoppten abrupt in ihrer Bewegung. Wird es nicht sonst immer in Grün dargestellt? Diesmal ist es rot! Es ist R O T! Positiv auf Corona getestet.

Meine Gedanken überschlugen sich, ich traute meinen Augen nicht. Unwohlsein überkam mich und Tränen schossen mir in die Augen. Ich blickte auf und sah die Frau an, die mir gegenüber saß. Schnell klappte ich meinen Laptop zusammen und brachte so viel Distanz wie möglich zwischen mir und allen anderen Menschen in der Bahn. Wie in Trance stieg ich aus und nahm die nächste Bahn zurück in die entgegengesetzte Richtung. Wie gelähmt starrte ich aus dem Fenster und dachte darüber nach, was das nun für mich und all diejenigen bedeutete, mit denen ich in den letzten Tagen Kontakt hatte. Viel mehr machte ich mir jedoch um letzteres Sorgen.

Fast zwei Jahre hatte ich es geschafft, dem Virus zu entkommen. Ich hatte doch tatsächlich geglaubt (oder zumindest gehofft), mich würde es nicht erwischen. Und nun sitze ich hier und habe es doch schwarz auf weiß, dass meine geglaubte und manifestierte Immunität doch durchbrochen wurde. Jeden Tag hätte es passieren können, doch nichts passierte. Es kam also nicht unerwartet und dennoch habe ich es an diesem Tag nicht erwartet.

© Jennifer Jähniche 2022-02-05

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