von Gerhard Maier
Montag 4.5.2020 – Frisch geschnitten und gekampelt sitze ich im Büro, dank der Lockerungen für Lockenwickler, Schneider, Kampler und Färber von Haaren aller Art.
Ich bin wieder einmal alleine, wir sind noch immer Kurz-Arbeiter. Der Humor ist mir geblieben, ebenso das Monopol auf die vielen sinnlosen Arbeiten, mit denen ich seit Wochen vollbeschäftigt bin.
Ich gönne mir jetzt eine kleine literarische Auszeit: zuerst schreibe ich mir den momentanen Zustand von der Seele, dann muss ich noch meine Follower liken, hoffentlich haben sie was Ordentliches geschrieben. Dann stöbere ich noch ein wenig auf story1, die Videokonferenz vom GPV lasse ich sausen.
Heute hat unsere Postbotin ein Einschreiben in den Büro-Vorraum geschmissen, darin war endlich die Zustimmungserklärung des Nachbarn für ein kleines Bauvorhaben. Diesmal ordnungsgemäß auf einem Formblatt und auf dem Einreichplan unterschrieben. Die zuvor erfolgte formlose Zustimmung des Präsidiums der Nachbarliegenschaft hat trotz Firmenstempel und Unterschrift des Generaldirektors nicht gereicht. Die Unterlagen mussten noch einmal kopiert, gebunden, verschickt, zurückgeschickt und wieder eingereicht werden. Kein Problem, wir haben ja eh alle nichts zu tun.
Gespannt darf man sein, ob die nunmehr formal ganz richtige Zustimmung irgendetwas bringt. Eine vor mehreren Wochen beigebrachte formal ganz richtige Zustimmung hat bis jetzt noch nichts bewirkt. Ebenso die informellen Anfragen zur Bebaubarkeit von Grundstücken. Werden diese schriftlich eingebracht, dann antwortet ein Automat, dass es Corona-bedingt zu Verzögerungen und Engpässen kommen kann.
Diese Verzögerungen und Engpässe bewirken, dass dort, wo schon längst wieder gearbeitet werden könnte, kein Schwung hineinkommt und dass somit weiter kurzgearbeitet wird. Ämter dürfen nur in Notfällen betreten werden und sind für normalen Parteienverkehr geschlossen. >Was sich hinter den Türen verbirgt, woll‘n Sie’s sehen, bitte haben Sie noch etwas Geduld,….< singt Frank Zander im seinem Song >Ich bin der Ur-ur-enkel von Frankenstein<.
Und dann ist wieder mal Anna Maria in der Leitung, ich schalte mich auf stumm, wegen der 2.500 Zeichen:
Archi, dir ist schon klar, dass wir mit dem Pool schon begonnen haben!?
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Was soll da illegal sein, wenn die Nachbarn schon zugestimmt haben. Ob das Bauamt ein eigenes Formblatt hat, interessiert mich herzlich wenig. Zuerst musste ich mich darum kümmern, dass in Wien unterschrieben wird, dann soll dort noch einmal unterschrieben werden! Glaubst du, die haben nichts Besseres zu tun? Die meinen, wir haben einen Klopfer!
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Kein blödes Witzchen heute? Das ist Beweis genug, dass ich recht habe!
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Na gut, das Dach kommt sowieso erst in zwei Wochen. Schau, ob du bei deinen Freunden auf dem Bauamt mit der Baubewilligung noch was zu Wege bringst. Sonst muss das ganze halt ohne Baubewilligung gehen, es sind eben Notzeiten, weisst eh Corona! Ciao Ciao!
© Gerhard Maier 2020-05-04