Es ist der fünfte Tag des neuen Jahres. Zeit für eine Bilanz. Auch wenn es für einen Rückblick auf 2021 schon etwas spät ist und die vielfach bunt bebilderten Retrospektiven bereits bis zum Anschlag ausgespielt wurden, dürstet es mich doch nach einem komprimierten persönlichen Flashback. Die letzten zwölf Monate waren ereignisreich, einschneidend und eine Mischkulanz aus himmelhochjauchzend und am Boden zerstört. Vieles hat sich zum Guten gewendet – so laufe ich nicht stetig der Zeit hinterher und die Veränderung im beruflichen Umfeld haben sinnbefreite Meetings obsolet gemacht. Ich habe die Liebe gefunden und wieder verloren. Mein Zuhause erstrahlt in nie dagewesenem Glanz und neue technische Geräte sind zu wahren Alltagshelden geworden. Mir wurde gegeben und mir wurde genommen. Die Balance stimmt somit.
In der Phase der brötchenbringenden Neuorientierung habe ich einige Wege beschritten, hin und wieder auf die falschen, weil lahmenden Pferde gesetzt, mein Glück da und dort versucht und das Schicksal bisweilen auch ein bisschen herausgefordert. Geschrieben habe ich vorwiegend für Ruhm, Entgelt und Anerkennung. Dabei hätte ich beinahe auf dieses wertvolle Konstrukt hier vergessen. Den Ort, wo ich Menschen virtuell getroffen habe, die mir in den schwierigsten Phasen Mut und liebevolle Worte zuteilwerden ließen. Deshalb schreibe ich heute – nach mehr als einem Quartal des Rückzugs und der Stille – nur für mich und für euch. Unentgeltlich und aus der Tiefe meines Herzens. Ich weiß, ihr tragt es mir nicht nach, dass ich kurzfristig untergetaucht und von der wortreichen Bildfläche verschwunden bin. Denn dieser Raum hier ist vollkommen und wertungsfrei. Jeder darf sein, wie er ist. Jedes Gefühl findet Platz und alles, was bewegt, kann hier zum Besten gegeben werden. Stets gelesen, kommentiert und reflektiert von Menschen, die im Außen fremd sind, im Innen jedoch verbunden. Ach, wie habe ich es vermisst. Einfach die Finger über die Tasten jagen zu lassen, ein weißes Blatt Papier mit Worten und Gedanken zu füllen – ohne mich dabei zu fragen, ob es denn so gut und richtig ist. Abseits jeglichen Zweifels, ob meine Fähigkeiten Genüge tun.
In meiner derzeitigen Nachtlektüre ist die wohl einprägsamste Weisheit, dass jede und jeder von uns „unendliche Liebe“ ist. Wenn dem so ist, so frage ich mich, was könnte auch nur im Geringsten dann falsch an uns sein? Liebe hat kein Gegenteil. Sie hinterfragt nicht, sie urteilt nicht, sie ist kompromisslos. Warum nicht also im neuen, noch so frischen Jahr sich darauf besinnen, dass wir alle aus Sternenstaub gemacht sind, unsere Urteilchen und Lichtpunkte um uns herumtanzen und nur darauf warten, als das Beste zur Realität zu werden? Ja, ich denke, das ist mein Masterplan für 2022. Einfach sein. Einfach ich sein. Mich der Welt zeigen, als die, die ich bin und immer schon war. Ohne Maske, ohne Schleier, ohne Scheu und ohne Scham. Denn schließlich bin ich. Unendliche Liebe.
© Elisabetta_Ardore 2022-01-05