von Thomas Paar
Die Tage werden kürzer, und die Abende auch kühler. Selbst wenn man, oder ich, es nicht wahrhaben will, aber der Herbst klopft zaghaft an die Türe. Die Temperaturen in der Früh sind schon deutlich frischer. Auch abends, verabschieden sich die lauen Nächte bereits in die Winterpause. Umso mehr sind solche Ausläufe des Sommers, wie heute, noch zu genießen. Noch schnell die letzten warmen Sonnenstrahlen auf der bloßen Haut genießen, bevor ich mich wieder unter einigen Schichten von Gewand begraben muss. Nach diesem Motto versuchte ich die heutigen Sonnenstunden zu speichern, damit ich in der düsteren tristen Zeit noch davon zehren kann.
Bei uns auf der Terrasse kann man diverse Dinge hören, unabhängig davon welcher Wochentag es ist. Dieser heutige Samstag ist da nicht von der Ausnahme betroffen. Das auffälligste Geräusch ist natürlich die Feuerwehrsirene, die uns pünktlich zur Mittagszeit vermittelt, dass es 12Uhr ist. Die übrigen Geräusche, die sich den Weg an mein Ohr kämpfen sind so vielfältig, wie das Leben selbst. Das pure Leben einer völlig normalen Kleinstadt eben. Von Einsatzfahrzeugen (die wir leider mindestens einmal pro Tag hören) über Vollbremsungen. Bellende Hunde, weinende Kinder, zwitschernde Vögel, surrende Fliegen. Selbst brummende Wespen, oder Bienen die mich zwingen mein Buch beiseite zu legen, um darauf zu achten, das unseren Burschen nichts passiert (wer meine Geschichten schon länger liest, der weiß das damit unsere beiden Kater gemeint sind. Wenn du meine Geschichten noch nicht kennst, dann kennst du dich jetzt aus).
Als sich der Tag heute verabschiedete, und das schwindende Tageslicht, den Himmel verdunkelte, merkte man auch das sich die Stadt beruhigte und auf den Abend vorbereitete. Bereits um halb 8 merkte ich, wie das Lesen, aufgrund des geringeren Lichtes, schwieriger wurde. Doch konnte ich mich jetzt besser auf die vor mir liegenden Seiten konzentrieren, da sich sämtliche Geräusche beinahe auf ein Minimum reduzierten. Während ich, durchaus vertieft in das Buch, in der Dämmerung auf der Terrasse saß, vernahm ich plötzlich ein Geräusch. Anfangs dachte ich mir, dass ich mich täuschte. In den Nächten, die wir im ländlichen Kroatien verbringen, ist dieses Geräusch so normal, wie der Espresso den ich in der Früh trinke. Doch bei uns?
Meine Aufmerksamkeit war geweckt. Ich hörte kurz auf zu Lesen und spitze meine Ohren. Tatsächlich hörte ich es ein zweites Mal. Vollkommen perplex fragte ich meine bessere Hälfte, ob sie es auch gehört hat. Als sie es bejahte, war unsere Verwunderung durchaus groß. Mit einer Mischung aus leichter Ungläubigkeit und einem Lächeln sahen wir uns an. Es war Jahre her, das wir es hier bei uns in der Stadt gehört hatten.
Doch heute löste dieses einfache Zirpen von ein paar Grillen eine unerwartete Freude in uns aus.
© Thomas Paar 2022-10-17