von Judith Steinbach
03.September 2024, 08:30
Ich saß ganz alleine in dem leeren Klassenzimmer und wartete darauf das Helena endlich kam. Ich blickte auf mein Handy in der Hoffnung, dass sie mir eine Nachricht schicken würde, in der sie erklärte, dass sie gleich da sein würde. Ich starrte einen Moment auf das Display meines Handys, sodass ich gar nicht merkte, wie eine Person sich an mir vorbeischob und sich auf den Tisch links von mir setzte. Als ich kurz aufsah, realisierte ich, dass es der Junge war, der mir auch schon im Kunstunterricht aufgefallen war. Schnell blickte ich wieder auf mein Handy und tippte eine schnelle Nachricht an meine beste Freundin. Wieder ging jemand an mir vorbei und ließ sich neben dem Jungen auf einen Sessel fallen. Die beiden fingen sofort ein Gespräch an. Eigentlich wollte ich nicht zuhören, aber sie redeten nicht gerade leise und ich verstand jedes Wort. Sie sprachen nur über belangloses Zeug, wie Lehrer, Unterricht und ihr letztes Fußball-Training. Trotzdem fand ich es amüsant den beiden zuzuhören. Während des Gespräches bekam ich mit, dass der Junge mit den dunklen Locken und den dunklen Augen David hieß. Und der Bursche, der wie es aussah, sein bester Freund war hieß Nikolas. Endlich kam Helena und ich lächelte sie an, als sie auf mich zukam. Sie setzte sich neben mich und ließ ihre Tasche neben mich auf den Boden fallen. Wir plauderten ebenfalls über belangloses Zeug. Irgendwann läutete es und der Unterricht begann. In der ersten Stunde hatten wir Mathematik, mein absolutes Hass-Fach. Während des Unterrichts begann ich mit meinem Schlüssel zu spielen. Helena gab vor mitzuschreiben, zeichnete in Wirklichkeit aber irgendetwas in ihr Heft. Ich spielte gerade mit einem meiner Schlüsselanhänger, als mir dieser zu Boden fiel. Ich wollte mich gerade nach ihm bücken, aber jemand war mir zuvor gekommen. „L-h-i-a! Dein Schlüssel“, raunte David und legte meinen Schlüssel neben mich auf den Tisch. „Danke“, murmelte ich. „L-h-i-a“, flüsterte er wieder, wobei er meinen Namen unnötig in die Länge zog. Deshalb antwortete ich genauso: „J-a-h?“ „Lieber Eistee Zitrone oder Eistee Pfirsich?“, frage er. „Eistee Zitrone“, sagte ich leise. „Lieber Eistee Zitrone oder Wasser?“, kam auch schon die nächste Frage. „Wasser“, antwortete ich wieder, wobei ich nicht verstand, wieso er mich das alles fragte. „Nerv sie nicht“, sagte Nikolas, bevor er die nächste Frage stellen konnte. „Ja, David wieso nervst du nicht ihn?“, gab ich von mir. Und ich spürte Helenas Blick in meinem Nacken, doch sie sagte nichts dazu. Er zog eine Augenbraue hoch, doch ich sah stur auf meinen Zettel und probierte den Unterricht zu folgen. Und damit war unser Gespräch auch schon wieder beendet.
© Judith Steinbach 2025-01-29