von Marianna Vogt
Eines schönen, heissen Samstag im September machte ich einen Ausflug in den Ballypark nach Schönenwerd. Diese idyllische Parkanlage ist vom Bahnhof in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar.
Carl Franz Bally, der GrĂŒnder der Bally-Schuhfabriken, liess den Park zwischen 1868 und 1890 im Stil eines englischen Landschaftsgartens anlegen und war als Erholungsraum fĂŒr die Arbeiterschaft und die Ăffentlichkeit bestimmt.
Ich erinnerte mich, dass ich in diesem Park vor Jahren ein kleines Pfahlbauerdorf gesehen hatte. Jetzt war ich neugierig, ob dieses immer noch existierte. Mit wachem Blick schlenderte ich gemĂŒtlich durch diese wunderschöne GrĂŒnanlage.Leicht enttĂ€uscht, setzte ich mich dann auf eine freie Parkbank, denn ich hatte fast schon alle wunderschön angelegten Spazierwege erfolglos durchlaufen.Mein Blick schweifte Richtung Fluss und dann sah ich es. Das kleine Pfahlbauerdörfchen. Es wurde im Massstab 1:2 nachgebaut.Die HĂ€user sind durch das umgegebene Wasser von «Eindringlingen» geschĂŒtzt. Aber man ist doch nah genug, um auch Details zu erkennen.
Ich ging nÀher heran und setzte mich auf einen grossen Stein. Dann begann ich mich in diese Zeit zu versetzen und dabei entstand diese kleine Geschichte:
«Ach Heinrich, wir beide sind noch die beiden letzten Ăbriggebliebenen. Unsere Zeit wird kommen und dann ist unser Dorf verwaist, wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht.»«Das Feuer geht aus, komm Gottfried, wir mĂŒssen Holz sammeln, bevor die Nacht hereinbricht. Was meinst du, was wird passieren, wenn wir nicht mehr sind? Wird man sich an uns erinnern?»«Warum sollte man sich an uns erinnern Heinrich? Wir sind doch keine Helden.»«Mensch Gottfried, wir sind klug – wir haben unsere HĂ€user in unzĂ€hligen Stunden auf PfĂ€hlen gebaut. Die WĂ€nde haben wir mit Lehm ausgekleidet, damit wir im trockenen wohnen können. Ja, wir sind ein cleveres Volk und wir haben es verdient, dass man sich an uns erinnert. Wir – die ersten HĂ€userbauer!»
Heinrich sollte recht behalten. 2021 feiert die ArchĂ€ologie ein kleines JubilĂ€um.Seit 10 Jahren gibt es das UNESCO-Welterbe âPrĂ€historische Pfahlbauten um die Alpenâ.
Von den 111 Fundstellen des lĂ€nderĂŒbergreifenden und seriellen Welterbes, âPrĂ€historische Pfahlbauten um die Alpenâ, beheimatet die Schweiz 56, verteilt auf 15 Kantone. Sie liegen an kleinen und grossen Seen, einige auch in (ehemaligen) Mooren. Die feuchte Umgebung hat dafĂŒr gesorgt, dass die organischen Materialien, die von der Pfahlbauer-Kultur zeugen, aussergewöhnlich gut erhalten geblieben sind. Sie gewĂ€hren einen einmaligen Einblick in das Leben der frĂŒhen bĂ€uerlichen Gesellschaften im Alpenraum.
Ich bin stolz, dass wir Schweizer, dreizehn UNESCO Welterbe, unser Eigen nennen dĂŒrfen. FĂŒnf davon sind folgende:
Die Altstadt von BernSchweizer Alpen-Jungfrau-AletschRhÀtische Bahn in der Landschaft Albula/BerninaWinzerfest von VeveyBasler Fasnacht
Gab es bei euch auch Pfahlbauerdöfer?
© Marianna Vogt 2021-12-29