Unfair

Leonike

von Leonike

Story

Ich bete nicht oft. Ich glaube nicht an Gott. Ich glaube an das Göttliche. Ich glaube nicht an Zufälle. Ich glaube an das Vorbestimmte. Ich glaube an das Gute. Ich glaube an das Gerechte.

Vor ein paar Wochen, einem Monat, vielleicht auch mehr, fuhr ich. Gaspedal gedrückt, Bremse bereit. Doch das Lenkrad…das Lenkrad war nicht dabei. Jemand, irgendetwas, hat mich es vergessen lassen. So tanzte ich aus der Reihe. Direkt aus der Reihe. Niemand Anderes. Niemandem sonst ist das passiert und doch viel zu Vielen. Es tut weh aus der Reihe zu tanzen. Es tut weh, das Lenkrad nicht gerade zu halten und von der Bahn abzukommen….oder….genau wegen des geraden Haltens von der Bahn abzukommen. Mein Herz lief Marathon und meine Lippen klebten zusammen, als hätte ein Uhu Sekundenkleber nicht nur dazwischen, sondern auch darum herum sein Unwesen getrieben. Links, rechts und hinten Personen. Vor mir die Straße. Diese Straße, auf die ich vorbereitet war, doch jemand, etwas, hat es für mich entschieden.Ich bete dann. Um nach etwas zu verlangen, was mir niemand geben kann. Nicht einmal das Göttliche, an das ich glaube. Dieses unbekannte, unerforschte, unerreichbare Etwas. Ich kann es mir vielleicht verdienen. Das weiß ich nicht. Doch habe ich es nicht, ist es unfair. UNFAIR. U N F A I R. Ungerecht. Andere haben es. Haben sie es? Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass es etwas ist, das jeder will. Ob gut, oder böse. Ich bin gut.

VERDAMMT DU GLÜCK DU VERDAMMTES GLÜCK.komm zu mir.ich will dich. ich tue alles, was du willst. ich bin sozial. ich bin nett. ich bin gut. und ich verlange deinen dienst.

Wenn ich dann wieder am Steuer sitze. Wie zuvor. Wie zuvor. Wie zuvor. Wie zuvor. Dann halte ich die Spur. Ich achte darauf. Auf alles. Auf rechts, links und hinten. Auf die Straße und die Fremden Fahrzeuge. Die Fremden Fahrer, die ihr Gefährt genauso konzentriert und angestrengt steuern, wie ich. Die sich fest klammern, oder nur eine Hand am schwarzen Leder halten. Die sich nichts entgehen lassen, oder auch alles.Doch nicht achten werde ich die Personen, die lechzend auf mein Versagen, oder Erfolg warten. Die rechts, links und hinten im selben Fahrzeug die Straße beobachten, es nicht lenken. Nicht bestimmen, wo es hinfährt.

Ich gewähre Vorfahrt, ich schaue in jeden Spiegel ich verpasse nichts. Auch nicht das Lenkrad

.Ich weiß, du bist immer da. Verzeih mir die groben Worte. Du bist immer da. Glück. Du bist immer da. Ich weiß es, ich glaube daran. Doch wann, wann zeigst du dich? Wann leitest du meinen Weg? Wann gibst du mir Zeichen? Wann erinnerst du mich an die Regeln? Wann lenkst du für mich? Ich warte auf dich. Immer. Immer und überall. Bis dahin weiß ich. Ich weiß, du bist da. Du schlummerst tief. Tief in jedem. Und im richtigen Augenblick, wenn die Zeit gekommen ist, lässt du dich blicken. Solang du willst. Und du tauchst womöglich wieder ab. Doch du bist da. Du bist immer da.

© Leonike 2021-12-20

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