Unheilbar. Grecophil!

// Übungsaufgabe im Rahmen eines Poetry-Slam-Workshops mit Markus Köhle im Rahmen der Sommerakademie in Zakynthos. Vorarbeit: Die Gruppe erstellt per Zuruf einen Word-Pool zum Thema „Fehler“ z.B. Fehlalarm, Druckfehler, Sehfehler, fehlerlos, Fehlerteufel, Fehlerliste, Fehlverhalten, es fehlen die Worte, fehl am Platz etc. Im Anschluss 30min Zeit für Texterarbeitung, in der Folge Vorleserunde + Analyse + Feedback //

Ja doch, es stimmt, ich bin furchtbar krank, aber bitte kein Mitleid, doch habt vielen Dank.

Dass ihr mir zuhört, das gibt mir sehr viel, und meine Krankheit die heißt: Grecophil.

Bin von ihr befallen, vom Kopf bis zum Zeh. Spart euch die Tränen, denn sie tut gar nicht weh.

Zwar schränkt sie mich ein bei all meinen Reisen, wer will schon auf Dauer nur lauwarme Speisen.

Wasser kriegt man hier nur in Flaschen, man kann sich oft nur mit Salzwasser waschen.

Moskitos fallen mitunter in Horden, im Schlafzimmer ein, um uns zu ermorden.

Man ertränkt hier die Fische im Öl der Oliven, dabei gäb’s durchaus auch Alternativen.

Backen zum Beispiel oder auch Grillen, aber nein, man beschließt, sie im Ölbad zu killen.

Man serviert Wein dazu, ganz ohne Hemmnis, dafür käm‘ man bei uns für ein Jahr ins Gefängnis.

Die Sprache ist furchtbar, die Schrift ist es auch, die Baklava schlägt sich gemein auf den Bauch.

Das griechische [ne] bedeutet hier JA, ich komme bis heute nicht damit klar.

Die Griechen, die meinen, der Schutzweg auf Straßen, ist nur dazu da, um sie zu bespaßen.

Keiner fährt langsam an und keiner bleibt stehen, man sollte es lassen, am Schutzweg zu gehen.

Der Bus kommt nur dann, wenn ER kommen will, ich kann damit leben, denn ich bin grecophil.

Es gibt da kein Mittel und auch kein Rezept, ich bin unheilbar krank, doch bis ganz zuletzt,

will Lieder ich singen, die ich nicht versteh. Ich bin grecophil, und das tut fast nicht weh.

Und macht man mir einst den Sargdeckel zu, dann jammert nicht lang und trinkt Ouzo dazu.