Unheimliches Buch

Horst Sammet

von Horst Sammet

Story

Ich liebe Bücher seitdem ich lesen kann. Anfangs waren es Märchenbücher, gefolgt von Sagen- und Sachbüchern. Die Geschichten von Karl May habe ich erst im Alter von 20 Jahren gelesen.

In den 1980er Jahren wurden diese abgelöst durch die Krimis von Edgar Wallace und die Romane von Konsalik. Im Jahr 1991 entdeckte ich dann die ersten Ostsee-Krimis, geschrieben von Theodor J. Reisdorf, einem Lehrer aus dem friesischen Hage, mit dem ich sogar persönlichen Kontakt hatte. Diese Bücher habe ich regelrecht verschlungen.

Rückblickend war dies eine schöne Lesezeit, bis dann etwa 2005 meine trübe Seelenzeit begann. Lesen machte mir keine Freude mehr und so begann ich zu zeichnen und eigene Geschichten auf Papier festzuhalten.

Glücklicherweise wurde diese Phase besser und ab 2013 begleitete mich lesetechnisch die Highland-Saga von Diana Gabaldon. Dieser Mehrteiler bereitete mir Lesegenuss.

Zu Beginn der Coronazeit, genauer gesagt am Freitag, den 13. März 2020 hat mich ein Buch gefunden, welches ich anfangs vom Titel her nicht beachtete. Ich habe es aufgrund eines mich drängenden Gefühls aus dem Regal entnommen und der Blick auf die schwarzen Seitenränder hat mich – wie soll ich es beschreiben? – in seinen Bann gezogen.

Mit einem komischen Gefühl in der Magengegend hielt ich dieses Buch in der linken Hand, während mein Blut in Wallung geriet, noch bevor ich es das erste Mal geöffnet hatte. Auch das heftige Zittern meiner Hand ließ mich außerordentlich neugierig auf die Story werden.

Mit dem Lesen habe ich mir, aufgrund des Inhalts, viel Zeit gelassen, immer nur wenige Seiten. Gute fünf Monate habe ich gebraucht, aber es hatte Nebenwirkungen. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und es hat mich sogar in meinen Träumen verfolgt. Ich überlege mir, es ein zweites Mal zu lesen, aber ich schwanke zwischen Angst und Wollen.

Nach wie vor frage ich mich, wie diese Geschichte in ein Buch kommt. So etwas könnte ich niemals schreiben, auch wenn meine Fantasie Purzelbäume schlägt.

Irgendwie fürchte ich mich vor diesem Buch, vor allem, wenn das Wetter trüb und grau ist. Aber wenn die Sonne scheint, mache ich andere Dinge und habe keine Zeit (oder Lust?) dieses Buch zu lesen. Jetzt steht es neben der Bibel und einem Gesangbuch und ich habe beschlossen, es solange dort stehen zu lassen, bis ich wieder genug positive Energie geladen habe, um es nochmals zu lesen.

Nach wie vor habe ich das Gefühl, dass eine Macht von diesem Buch ausgeht, die mich beherrschen will, aber ich bin auch nicht bereit, es weiterzugeben.

Mein Fazit ist: Bücher können auch unheimlich sein, ohne dass sie je gelesen werden.

© Horst Sammet 2021-10-24

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