Unschöne Begegnung

Neo

von Neo

Story
Bibliothek der Schule

Heute stand die Weihnachtsfeier unserer Schule an. Es war der 23. Dezember. Der Großteil der Stadt blieb über die Feiertage extra hier, damit er an der Weihnachtsfeier unserer Schule dabei sein konnte. Aber das war ja auch kein Wunder. Es gab allerhand Leckereien ein paar dekorierte Tische, kuschelige Ecken, Meditationsräume und ein Raum, in dem weihnachtliche Geschichten erzählt wurden. Und das alles vor und nach dem eigentlichen Highlight. Es gab ein Theater an unsere Schule, das jedes Weihnachten eine Schauspielgruppe einlud, um die verschiedensten Stücke zu spielen. Es gab Gesang und herzzerreißendes Drama, das aber selbstverständlich immer fröhlich an einem Weihnachtsabend endete. Ich freute mich schon verdammt darauf, weil ich mich mit Raphael verabredet hatte. Wir hatten uns die letzten Wochen echt oft getroffen und ich war verdammt froh gewesen, dass er mir nichts von meinen Geheimnissen übel genommen hatte. Bevor wir uns treffen wollten, wollte ich allerdings noch in die Bücherei, um die Geschichte zu finden, die ich letztes Jahr so gut gefunden hatte. Weihnachtsgeschichten gehörten selbstverständlich auch zum Funken der Weihnacht, den ich Raphael momentan zeigte. Allerdings war das schon überflüssig. Inzwischen hatte ich das Gefühl, dass er selbst ein Auge dafür entwickelt hatte. Aber diese Geschichte wollte ich ihm zeigen. Also stand ich jetzt in der Bibliothek unserer Schule und suchte die Regale ab, um dieses Exemplar zu finden. Meine Tasche trug ich bei mir. Selbstverständlich. Da hörte ich Schritte hinter mir und ich drehte mich um, um zu schauen, wer da kommt. Als ich die drei sah, verspürte ich das unbändige Verlangen einfach weg zu laufen, doch sie versperrten mir zu allen Seiten den Weg. Ich fand mich Milan, Tom und Dunken entgegen. „Na, Ruby. Was treibst du hier?“, fragte mich ihr Anführer Milan. Instinktiv umklammerte ich meine Tasche fester. „Ich suche ein Buch“, antwortete ich. „Oho, was denn für eines? Kann man dir helfen?“. Ich war mir sehr sicher, dass die drei nicht hier waren, um mit mir Smalltalk zu halten. „Eine bestimmte Weihnachtsgeschichte“, antwortete ich trotzdem. Zu schweigen wäre mein Urteil gewesen. Milan pfiff und kam ein Stück näher. Es war jetzt höchstens noch ein Meter zwischen uns und ich wich bis an die Regale zurück. „Stimmt ja. Du magst die Zeit, richtig? Kann man sie dir noch verbessern? Wo wir gerade dabei sind… Wo befindet sich eigentlich Raphael? Wart ihr nicht schon so gut wie zusammen?“. Ich schüttelte den Kopf. Meines Wissens waren wir kein Paar. Milan kam nun extrem nah an mich heran und packte mich am Kragen. Er stank fürchterlich nach Zigarettenqualm und Alkohol. „Willst du uns die Zeit nicht verschönern und mir deine Tasche ausleihen?“; fragte er ironisch und riss sie mir aus der Hand. „Lass das! Lasst mich in Ruhe!“, schrie ich. Tom kam und drückte mir gewaltsam die Hand gegen meinen Mund. „Sei still!“, zischte er. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte schreckliche Angst. Das waren die Schulraudis. Sie hatten sich bestimmt nach Raphael umgehört, weil er der einzige war, an den sie sich noch nicht getraut hatten. Er und Michael. Nun wünschte ich, ich hätte ihnen gesagt, dass Raphael hier wäre oder besser noch, dass er wirklich hier wäre. Gerade, als Milan meine Tasche zu Dunken warf, um sie untersuchen zu lassen, hörte ich Fußschritte und eine Stimme, die durch den Raum hallte: „Lasst sie in Ruhe!“. Michael. Kur darauf folgte Raphaels Faust.

© Neo 2023-12-12

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Angespannt