Unser Bofrost-Mann

Katharina Fuchs

von Katharina Fuchs

Story

Ich liebe die Adventszeit. Das Magische, Funkelnde, Glitzernde. Gemütliches Beisammensein, Kerzen anzünden, Tee trinken und die besinnliche Zeit genießen.

Ja, genau so stelle ich es mir jedes Jahr im November aufs Neue vor. Und jedes Jahr wieder werde ich Ende November vom ersten Adventssonntag überrascht. Und dann geht er los, der Adventsrausch, oder besser der Advents-Rush. Die Tage fliegen dahin, ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht und es sind gefühlt tausend Dinge, die erledigt werden müssen.

So ein hektischer Tag war letzte Woche am Mittwoch. Ich war im Home Office und gerade geschäftlich am Telefonieren, als es an der Tür klingelte. Und da stand er: unser Bofrost-Mann. Wie immer am Mittwoch Nachmittag alle drei Wochen. Ich beendete mein Telefonat und gab meinem Tiefkühllieferanten meine Bestellung bekannt. Wartete, bis er die Produkte zusammengesucht hatte, um möglichst rasch wieder an meinen Schreibtisch zurückkehren zu können. Beim obligatorischen kurzen Smalltalk erkundigte ich mich, wie es ihm geht und wie er mit der aktuellen Situation umgeht. Für die Zustellung von Tiefkühlprodukten war dieses Jahr ja sicher nicht das Schlechteste. Er bestätigte meine Vermutung und berichtete von sehr viel Arbeit, dem latenten Problem, dass kaum gute Mitarbeiter zu finden sind und er doch tatsächlich mit 25 Dienstjahren der Mitarbeiter mit der längsten Firmenzugehörigkeit von Bofrost in ganz Österreich ist. Dass der Job nicht leicht sei, er sich aber nicht beklagt.

Und das hat er auch noch nie. Er ist immer fröhlich, zuvorkommend, extrem bemüht und höflich.

Seine Augen blitzten und er sagte: „Wenn es schwierig wird, denke ich einfach an meine große Leidenschaft – das Fischen. Fischen ist mein Leben.“ Und schon zückte er sein Handy und zeigte mir die größten Karpfen-Fänge der letzten Jahre. Seine Erfolge.

Ich muss ehrlich gestehen, ich hatte in dem Moment keinen Kopf für Bilder und Erzählungen übers Angeln und wollte so schnell wie möglich an meine Arbeit zurück. Aber dann sprudelte es nur so aus ihm heraus: Welche Reisen er geplant hat, dass er mithilfe seiner Töchter einen Youtube-Kanal gestartet hat und so weiter. Er strahlte von einem Ohr zum anderen, erzählte fünf Minuten lang ununterbrochen von seinen Erlebnissen beim Angeln auf der ganzen Welt und schrieb mir noch die Adresse seines Youtube-Kanals auf.

Er hatte noch eine lange Tour vor sich, ich hatte noch viel Arbeit zu erledigen, aber für wenige Minuten haben wir den Fokus geändert und uns eingelassen – auf einen Moment Advent.

Ich habe natürlich auf seinen Youtube-Kanal geschaut und da stand in großen Buchstaben: „Karpfenangler zu sein, bedeutet an etwas zu glauben, für etwas zu brennen.“

Ein Hoch auf unseren Bofrost-Mann, der mit seiner Freundlichkeit und Herzlichkeit meinen Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben gelenkt hat. Danke!

© Katharina Fuchs 2020-12-21

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