von Maria Büchler
Während einer Schülermesse wollte der Pfarrer wissen, welche Heiligen die Kinder kennen. Er steuerte auf St. Florian zu und fragte salbungsvoll: „Wen rufen wir an, wenn es brennt?“ Manuela wusste es: „Die Feuerwehr!“ Solche Szenen muss man festhalten. Die Idee zum Kinderbuch keimte auf, nachdem ich mit einer Fortsetzungsgeschichte in der Spatzenpost den ersten Erfolg eingefahren hatte.
Rasch kam eine Rahmenhandlung zustande. Aus dem Schulalltag ergab sich allerhand Brauchbares, dazu die Erlebnisse mit meinen eigenen Kindern. Die Figuren gewannen Gestalt, und in der Silvesternacht war mir klar: Morgen beginne ich!
Damals hatte ich einen Computer ohne Internet. Ich nutzte nur das Schreibprogramm für meine Zeitungsartikel und ein paar Geschichtchen. An den oberen Rand klebte ich ein rosa Post it: 30. April. In vier Monaten wollte ich fertig sein. Nun ja, es wurde der 15. Mai, aber egal.
Jeden Tag setzte ich mich an den Schreibtisch und arbeitete an der Geschichte. Wenn mir nichts einfiel, feilte ich am Bisherigen. Plötzlich lief es wieder, und die Tasten klapperten im Adlersystem. Manchmal herrschte totale Leere im Gehirn. Dann griff ich zum Strickzeug, das meine Gedanken wieder fließen ließ.
Im Mai lagen die Seiten fehlerfrei vor mir. Das Ziel war erreicht – doch was fing ich mit dem Manuskript an? Es wäre wohl aussichtslos gewesen, wenn ich es an diverse Verlage geschickt hätte. Mein damaliger Partner war Schlaraffe. Er sagte, er kenne einen anderen Ritter, einen Druckereibesitzer, dessen Hobby das Verlagswesen sei.
Als er Kurt Hecht das nächste Mal bei einer Sippung traf, sprach er ihn an. Doch dieser bedauerte: Er verlege nur Vorarlbergensia. Vor dem Ritt nach Hause kam er jedoch auf meinen Freund zu. Er plane ein Projekt mit mehreren Autoren. Ich solle doch den Text schicken, vielleicht passe er dazu.
Es dauerte mehrere Monate, bis die Zusage kam und weitere Schritte nach sich zog: Korrektur, Layout, Werbung etc. Wir waren vier Autoren und einigten uns auf den neutralen Titel Knixle Bixle. Es wurde ein großformatiges, dickes Familienbuch für Leseanfänger bis Zehnjährige. Jeder von uns gestaltete ein Viertel. Meines heißt „Zwei Freunde für Martin“, und die Bilder lieferte meine Freundin Kessi, eine Textildesignerin.
Eine meiner Schülerinnen erstellte den handschriftlichen Teil des Textes, einen Schüleraufsatz samt eingebauten Fehlern. Zur Vernissage konnte ich einladen, so viele ich wollte. Es gab viel Trara für Fernsehen, Rundfunk und Presse. Ein langer Nachmittag auf einer Brücke im Bregenzerwald war der Filmwerbung gewidmet. In der Vorarlberger Bestsellerliste waren wir einige Wochen lang auf den vorderen Plätzen. Wir Autoren konnten die Bücher beim Verlag um 40 Prozent günstiger erwerben und sie privat zum regulären Ladenpreis verkaufen.
Eins vom Schönsten aber war für mich, dass die größte Feldkircher Buchhandlung eines der Schaufenster ausschließlich mit unserem Buch dekorierte.
© Maria Büchler 2021-08-12