Unser Leben

„Papa, was siehst du?“ Thomas und sein Vater Uwe bleiben vor dem Grundstück stehen. Das Grundstück, das er und seine Verlobte gekauft haben und auf dem gerade ein Haus gebaut wird.

Uwe stemmt die Fäuste in die Hüften und schnaubt. „Ich sehe einen ganzen Haufen Arbeit vor euch.“

Kopfschüttelnd lehnt Thomas sich an einen Pfosten, der einsam aus dem Boden ragt. „Ja, das auch. Aber du warst schon immer der unverbesserliche Realist.“

Das Grundstück grenzt an ein Haus an, indem eine nette kleine Familie wohnt. Die Straße liegt nicht direkt an der Haustür, in der Nähe gibt es einen Wald und einen Baggersee. Es ist ein schönes Plätzchen.

„Das ist die Leinwand für die Verwirklichung unserer Träume“, sagt Thomas und geht in die Knie, um ein Häufchen Erde aufzusammeln und durch die Finger rinnen zu lassen. „Du hast übrigens recht: Wer einen Traum verwirklichen möchte, muss hart daran arbeiten.“

Der alte Mann betrachtet seinen Sohn aus nachdenklichen Augen, dann lächelt er milde. „Ihr beide bekommt das schon hin.“

In diesem Moment tauchen ein paar Leute auf dem Parkplatz auf, es sind die Verlobte, ihre Eltern und Uwes Frau. Sie gesellen sich zu den beiden Männern und begrüßen sich herzlich.

„Eigenheim“, sagt Lilly, die Verlobte.

„Eine Menge Arbeit“, sagt Uwe mürrisch.

Uwes Frau verpasst ihm einen Tritt gegen das Schienbein.

„Ein schönes Grundstück“, nickt Lillys Mutter. „Eine Schule gibt es hier, Spielplätze und Einkaufsmöglichkeiten. Ihr habt an alles gedacht, was?“

Lilly lacht. „Das geht doch gar nicht.“

„Lassen wir die guten Männer ihre Arbeit machen, wir stören doch nur mit unserem Gequatsche.“ Uwe schubst seine Familie Richtung Auto.

Thomas wirft noch einen Blick zum Chaos, das mal ein Haus sein wird. Die Bauarbeiter und Handwerker haben Mienen wie Künstler aufgesetzt.

„Ein Traum wird wahr“, sagt er.

Lilly nimmt die Hand ihres Verlobten. „Mehrere Träume.“ Sie flüstert ihm etwas ins Ohr.

Uwe muss es nicht hören, um es zu wissen. Er sagt. „Oh ja, eine ganze Menge Arbeit für euren Traum!“