Unsere letzte Nacht.

CarolinaCaldo

von CarolinaCaldo

Story

Wir liefen barfuß über den noch lauwarmen Sand, obwohl es bereits dämmerte. Zu alt um Fangen zu spielen, doch das war uns egal. Wahrscheinlich waren die Lacher unserer kleinen Gruppe bis auf den Campingplatz zu hören, wo auch wir unsere Zelte aufgeschlagen haben. Die salzige Meeresluft in unseren Lungen, die Farben des Sonnenuntergangs, die Verbundenheit zwischen uns Freunden: Ich war wunschlos glücklich.

Das ganze hatte nur leider einen sehr bitteren Nachgeschmack. Es würde unsere letzte gemeinsame Nacht sein. Danach trennen sich unsere Wege. Vielleicht für immer. Wir hatten uns erst im Urlaub kennengelernt, alle kamen aus verschiedenen Ländern. Verständigen konnten wir uns mit Englisch, Händen und Füßen. Eine ganze Woche hatten wir miteinander verbracht, und um ehrlich zu sein, waren mir alle sehr ans Herz gewachsen. Besonders Luca hatte es mir angetan. Sein schiefes Grinsen und sein schweizer Dialekt brachten meine Knie zum wackeln und ich muss zugeben, dass ich mich immer diebisch freute, mit ihm im gleichen Volleyballteam zu sein. Er war super sportlich und geschickt und auch beim Strandfußball konnte ihm keiner das Wasser reichen. Wir haben definitiv geflirtet, aber es war nichts Ernstes und das war mir auch bewusst. Ich hatte ihn einfach gerne.

Die Tage verbrachten wir damit, faul in der Sonne herumzuliegen, das ein oder andere Büchlein zu lesen und die Wellen zu reiten. Es war eine extrem entspannte und erholsame Zeit, bis auf die letzten zwei Tage. Aber der Urlaub näherte sich dem Ende zu und ich wollte nicht wahrhaben, dass ich mich von meinen neu gewonnen Freunden schon wieder verabschieden muss. Vor allem von Luca.

Aus dem besagten letzten Abend, versuchten wir noch alles mögliche herauszuholen. Wir saßen uns bei Sonnenuntergang an den Strand und blickten auf das unendliche Meer, das glitzerte wie meine Augen, als Luca mich nach meiner Nummer fragte. Wir tanzten zu der rhytmischen Musik, die aus der kleinen Bar ertönte und tranken Kokosmilch aus echten Kokosnüssen. Es war wie ein wunderschöner Traum, aus dem man nicht aufwachen möchte. Wir erzählten uns Geschichten und tauschten Kontaktdaten aus, in der Hoffnung, uns irgendwann wieder zu sehen. Doch uns allen war klar, dass das nicht leicht sein würde. Somit genoßen wir einfach jede Milisekunde dieses magischen Abends. Um eins in der Früh beschlossen wir, noch einmal gemeinsam Eis essen zu gehen. Wir zogen durch die mit bunten Lämpchen beleuchteten Gassen und kauften uns himmlisches Milcheis, bevor wir auf den Campingplatz zurückkehrten.

Dann verabschiedeten wir uns nach und nach voneinander. Am Ende waren da nur noch Luca und ich. Wir standen uns gegenüber und sahen einander tief in die Augen. Ohne ein Wort ergriff er meine Hand und zog mich zu sich. Vierundzwanzigstunden später saß ich alleine in meinem Zimmer in den Bergen, versuchte mich an die surrealen Geschehnisse zu erinnern. Es fiel mir nicht schwer, unsere letzte Nacht war unvergesslich.

© CarolinaCaldo 2022-02-15

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