Einer unserer Freunde, Hannes, ein richtiger Abenteurer, hatte erst kürzlich seinen Bootsführerschein gemacht. Er lud 4 Personen ein, da waren eben mein Sohn, gerade 15 Jahre alt, und ich dabei, mit ihm in Holland mit an Bord zu gehen. Es sollte eben seine Jungfernfahrt sein. Am 15.7.94 fuhren wir mit dem “Donauwalzer” nach Utrecht.
Mit dem Taxi ging es dann zur Hatenboer Yachting, wo wir die “Derby 20” in Empfang nahmen, die für 8 Tage unser Heim sein sollte. Es war wirklich ein riesiges Schiff. Ich denke heute, unser “Käpten” hatte vielleicht doch irgendwie ein mulmiges Gefühl. Bloß sah man ihm es nicht an. Wir starteten in Nieuwegein. Ein tolles Abenteuer sollten wir erleben. Natürlich Küche, Dusche, Schlafkojen alles an Bord.
Ab ging es durch den Merwede Kanaal – die erste Schleuse passierten wir – Rijnkanaal, in Hinderdam verbrachten wir die 1. Nacht. Diese Schleusen, im Nachhinein gesehen, waren ungemein interessant. Jede anders, bei mancher musste man sich anmelden, oft standen schon einige Schiffe da, die auch passieren wollten und sogar manche musste man mit der Hand hochkurbeln. Es ging weiter nach Weesp – Muiden – kurz über das IJmeer bis Amsterdam. Hier ankerten wir am Liegeplatz Sixhaven.
Natürlich schlenderten wir durch Amsterdam, kamen beim Rotlichtviertel vorbei. Ich erinnere mich noch, vis-a-vis genau von einer Kirche saßen die Damen, natürlich sehr erotisch platziert, in der Auslage. Ich habe mich damals wirklich geniert, denn mein 15-jähriger Sohn war ja dabei. Beim Königspalast kamen wir ebenfalls vorbei, am Hauptbahnhof aus rotem Backstein, die bunten Straßenbahnen gefielen uns sehr. Noch eines, meine Freundin und ich sind begeistere Wasserratten, natürlich gingen wir in den Kanälen ins Wasser, Dusche war ja an Bord!
Eine schwimmende Tankstelle passierten wir, immer wieder sahen wir Windmühlen auf der Strecke. In Amsterdam passierte uns ein Missgeschick im Hafen. Wir kamen zu nahe an die Kaimauer und schoben die Gummidichtung am Außenrand ziemlich nach hinten. Hannes fiel fast in Ohnmacht! Wir hatten aber Otto dabei, der handwerklich sehr geschickt war und mit Feingefühl gelang es dann den Männern, alles wieder in Ordnung zu bringen. Das war aber ein arger Schock! Es sollte uns aber nochmals in Aufregung versetzen.
12 Brücken passierten wir in Amsterdam, wo wir auch eine Nacht blieben, und zwar im Hafen Boskoop im Hotel “Neuf”. Weiter ging die Fahrt nach Gouda. Der Käsemarkt war schon gigantisch, eine Pfeifenmacherei besichtigten wir noch. In Montfoort hatten wir wieder eine Nacht verbracht. Nienwegein – weiter nach Utrecht.
In Utrecht entschieden wir uns für eine Rundfahrt. Auch den Turm vom Dom, übrigens der älteste und höchste Turm Hollands mit 465 Stufen in Utrecht wurde von uns erklommen. Einen Räderbahnhof, viele Korbflechter, ein Glockenspiel und Drehorgeln erwarteten uns hier. Nach der Rückgabe unserer “Derby 20”
ging es wieder von Utrecht mit dem “Donauwalzer” nach Wien retour.
© agnes thinschmidt 2021-01-28