Unverhoffter Grätzltreff (2) …

RENAvonRAVENSTEIN

von RENAvonRAVENSTEIN

Story

Der freundliche Nachbar fügte hinzu: “Ach, diese alten Häuser, ich hab selbst schon 2 Millionen Schilling investiert in meines und Eures liegt noch dazu an diesem schlechten Fleck, direkt an der lauten Durchzugsstraße. Ich versteh Dich, dass Du gar keine Ambitionen hast hier zu bleiben, ich würde selbst am liebsten weit weg an einen Waldrand, weil ich die Menschen nicht mehr ertrage.”

Plötzlich flog die Türe mit Karacho, sowie lautem Gebimmel auf und ich erkannte den schwungvoll eintretenden, wohlgenährten Herren. “Na servas, do is ja scho die halberte Gossen versammelt!”, rief er, der glatt als Doppelgänger von Tony Wegas durchgehen könnte. Er kam näher und schmiss sich auf den Stuhl an Chris Tisch. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mit ihm noch nie ein Wort gewechselt habe, in all den Jahren, in denen er mit der Familie schon hier wohnt. Man sah sich zwar, wenn er mit dem ungestümen Hund Brutus Gassi ging, doch grüßte er nie.

“Ich hab jetzt auch einen Hund, Zwergpudel!”, sprach ich zur auflockernden Begrüßung und hielt ihm einfach Noels Foto vor die Nase. “I zum Glück nimma!”, donnerte es laut schallend zurück, doch just, als er auf mein Foto blickte, wurden seine Gesichtszüge ganz weich. “Der is jo herzig, mei Tochter hat a an Pudel, 3.000 € hat’s hinblättert, nur weil a braun ist! Da Weiße hätt‘ nur die Hälft‘ kost, a Wahnsinn!“, rief er.

Neugierig erschien die Eiscafé–Chefin, um etwas zu fragen.

Die beiden Herren wechselten kurz einige Worte, bis ich lautstark zu hören bekam: “Wos hör i, Du wüllst die Siedlung net übernehmen? Na, des derfst net, sowas gibt ma net auf, so a günstige Miete kriagst nie wieder!” Chris erklärte ihm, dass mein Elternhaus das feuchteste der ganzen Siedlung sei und Sanierung null brachte. “De san jo deppat, da muass a Firma anschaun kommen und die Rechnung schickts unsrer Verwaltung!”, kam als Ratschlag. “I kenn Arbeiter‘, wenn ihr wos brauchts, sog mas gern“, sprach er.

Er erwähnte nebenbei seine Tochter, deren Miete so extrem in die Höhe stieg, dass sie eine Eigentumswohnung auf Kredit nahm. Vom Sohn berichtete er: „Der is in da Gemeindewohnung total unzfrieden, unter ihm hausen so Schwoaze, die dauernd Bunga Bunga mochn und ois verstinken.“ Anteilnehmend nickte ich, da ich ähnliches Gehabe in meinem Bau erleben musste.

Unverblümt fragte ich, ob der Sohn denn Interesse an Moms Haus hätte? Erstaunt blickte er hoch und bejahte interessiert, während er seinen Namen und Handynummer auf einen Zettel kritzelte und mit besten Grüßen an Frau Mama überreichte. “Wanns amoi soweit is, vielleicht ging a Tausch, Ablöse is ka Thema, weil so kriegst so a Haus jo net, sonst setzens wieder Tschuschn rein, weil de werden jo bevorzugt!“ Chris und ich nickten still, wohl wissend, dass die Siedlerkinder heutzutage leider das Nachsehen haben, im Gegensatz zu früher.

Beim Verabschieden hörte ich Chris noch sagen: „Wenn ihr etwas braucht, ruf einfach!”

… Schreibt das Leben nicht wahrlich immer die besten Geschichten?…

© RENAvonRAVENSTEIN 2023-01-22

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