Unser Weihnachtsmarkt und DJ-Ötzi

Päter_Runkverr

von Päter_Runkverr

Story

Vor langer Zeit in einer weit weit entfernten Berufsschule, fällten wir innerhalb der Klasse den Entschluss einen Weihnachtsmarkt für den guten Zweck organisieren zu wollen.

Der Plan war alle umliegenden Geschäfte um eine Sachspende zu bitten, dafür zu garantieren, dass wir Schildchen aufstellen würden von welchem Geschäft welche Sachspende ist, um dann den erzielten Umsatz gemeinnützigen Organisationen spenden zu können.

Unser Klassenvorstand gab uns sichtlich gerührt nach engagierter Rücksprache mit der Direktion grünes Licht und so begannen wir mit der Organisation.

Die Gespräche mit den jeweiligen Geschäften sprengten sämtliche Erwartungen, sodass es notwendig war Tische aus mehreren Klassen über alle Stockwerke zu verteilen um genug Verkaufsfläche für die gespendeten Waren zu haben. Dennoch gingen uns in der Hälfte der Zeit die Waren aus, was die spendenden Geschäfte dadurch kompensierten, dass sie tatsächlich sogar noch Sachspenden nachlieferten. Fazit: Ein unfassbarer Erfolg mit dem wir niemals gerechnet hatten.

Nach einer Klassenabstimmung war klar, dass wir die eine Hälfte des Erlöses ans St. Anna Kinderspital und die andere Hälfte ans Wiener Tierschutzhaus spenden würden. Da uns nur eine Exkursion erlaubt wurde, musste verlost werden wer bei welcher Spendenübergabe dabei sein durfte. Auf meinem Los stand die Wiener Tierschutzhausspendenübergabe.

Im Wiener Tierschutzhaus angekommen, war ganz zufällig zum gleichen Zeitpunkt ein gewisser DJ-Ötzi auf der Suche nach einem Hund: „So, liebe Leute, i hob gheat von eichara gaunz liabm Aktion und mei Tochta wü sowieso an Hund und da hob i ma docht des untestütz i afoch und ihr kummts ins Fernsehen und i kriag Promotion und so homma olle wos davon.“

Überrascht von seiner Ehrlichkeit, ergab sich für mich danach eine Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Jetzt muss ich dazu sagen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt in einer Punkband gespielt habe, mit rebellischen deutschen Texten gegen das System und vor allem gegen Kommerz. Es hätte für mich also kaum ein größeres, musikalisches Feindbild als DJ-Ötzi geben können. Ich erklärte ihm also was wir für Musik machten und er hörte überraschend interessiert zu, bis ich ihn fragte aus welcher Motivation heraus er seine Lieder schreibt bzw. covert. Er verstand die dezente, indirekte Kritik sofort: „Schau, i wor amoi gaunz untn und hob unta da Bruckn gschlofm bis i entdeckt hob, dass i mit so ana Musik Leit glicklich mochn kaun. Die Leit san glicklich und i muas nimma unta da Bruckn schlofm und kaun sogoa sehr guad fia mei Familie suagn. Da wiast ma do vazeihn kenna, dass des ned so künstlerisch wertvoll is wos i moch.“ und grinste mich freundlich an.

Seine Musik höre ich mir bis heute nicht freiwillig an, aber wenn unser Weihnachtsmarkt dafür gesorgt hat, dass mir sogar DJ-Ötzi trotz meiner fanatischsten Punkbandeinstellung ein bisserl sympathisch sein kann, dann muss ich rückblickend sagen: Mehr Weihnachten geht nicht.

© Päter_Runkverr 2019-12-14

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