Alles an unserem Körper ist Wunderwerk und funktioniert, wenn wir gesund sind, wie ein Uhrwerk zusammen. Wir brauchen jedes einzelne RĂ€dchen. Fehlt eines, dann sind wir sehr eingeschrĂ€nkt und auf die Hilfe anderer angewiesen. Schenken wir unsere Aufmerksamkeit doch nur einmal unseren unermĂŒdlich arbeitenden HĂ€nden. Sie sind wahrhaft ein Meisterwerk, das wir stĂ€ndig benutzen, ohne uns je Gedanken ĂŒber sie zu machen.
Es gibt starke oder dicke HĂ€nde, schmale, schlanke, warme oder immer feucht-kalte, solche mit kurzen, dicken Fingern und andere mit langen, schmalen. Aber wie auch immer unsere HĂ€nde aussehen mögen, sie haben alle dieselbe Funktion: Wir benutzen sie, um unseren Alltag selbstĂ€ndig zu bewerkstelligen, sie leisten unendlich viele Griffe und verrichten jede Arbeit, grobe und feine. Aber darĂŒber hinaus sind sie auch unsere ganz persönlichen Freunde und Diener unseres Willens und des Gehirns, das ihnen die AuftrĂ€ge gibt, die sie prompt ausfĂŒhren. Manchmal klagen die HĂ€nde, dann spĂŒren wir Schmerzen. Und oft zittern sie und zeigen uns damit unsere innere Not oder Aufregung an oder aber auch, dass wir alt und krank sind.
Aber sie können noch mehr als nur Arbeiten vollbringen. Sie sind in ihrer Gestik so ausdrucksstark wie das Gesicht und verraten viel ĂŒber den dazugehörigen Menschen. Körpersprache ist zum groĂen Teil auch die Sprache der HĂ€nde.
Wir streicheln mit ihnen zĂ€rtlich oder tröstend und zeigen damit unsere Liebe zu Mensch und Tier. Ein anderes Mal halten wir nur still mitfĂŒhlend die Hand eines Weinenden. Zudem befinden sich in den Fingerspitzen unsere feinsten Nerven. Dort sitzt also auch unser sensibler Tastsinn. Blinde „sehen“ mit ihm. Aber so wundervoll, wie wir mit ihnen empfinden und MitgefĂŒhl, Trost und Liebe ausdrĂŒcken können, sind HĂ€nde auch in der Lage, mit einer einzigen Geste zu krĂ€nken, abzuwehren und zu verletzen. Das alles vermögen wir mit unseren HĂ€nden auszudrĂŒcken. Sie sagen oft mehr als viele Worte.
Das GröĂte und Schönste sind jedoch HĂ€nde, die sich zum Gebet falten.
Und dann gibt es noch den HĂ€ndedruck. Er ist so verschieden, wie Menschen verschieden sind. Der eine HĂ€ndedruck ist fest, warm und gut, er drĂŒckt unter anderem Freude aus, uns zu treffen. Ein anderer wahrt Abstand und scheut die intensive BerĂŒhrung mit dem GegenĂŒber – er fasst nicht zu, sondern bleibt dabei offen oder schlaff. Mancher HĂ€ndedruck dauert eine Sekunde lĂ€nger als ĂŒblich und signalisiert damit auch etwas Spezielles: Ich möchte dich am liebsten nicht loslassen. Und gelegentlich schleicht sich dann auch liebevoll die zweite Hand dazu.
Jeder HĂ€ndedruck erzĂ€hlt etwas ĂŒber den Menschen, der uns gerade die Hand gibt. Zur Zeit von Corona kommt er leider zu kurz. Normalerweise wissen wir HĂ€nde und FĂŒĂe erst zu schĂ€tzen, wenn sie nicht mehr eilfertig unseren Auftrag ausfĂŒhren oder wenn sie schmerzen. Dann merken wir, was wir an ihnen haben. Eigentlich mĂŒssten wir uns tĂ€glich bei ihnen bedanken.
© Heinz-Dieter Brandt 2022-03-26