von Nina Reif
Er landete unsanft vor seinem Vater. Sein ganzer Körper zitterte. Nicht aus Angst, sondern von dem Schmerz. Sie hasste ihn. Dieses Wunder einer Seele hasste ihn. Er spürte wie sein Vater ihn erneut an der Kehle packte und gegen die Wand drückte. Seine Füße baumelten über dem Boden. Schon wieder.
„Wer glaubst du, dass du bist? Dachtest du wirklich, dass ich nicht merken würde, wie du diesem Mädchen hinterherrennst seit diese Seele fehlt. Ich hatte nur gehofft, dass du sie tötest und auf eine gute Gelegenheit wartest. Ist es dir wirklich so egal, was aus dem Gleichgewicht wird? Willst du das all das hier mit deiner Dummheit untergeht? Hasst du diese Menschen, um die du so kämpfst, wirklich so sehr? Ich bezweifle es, sonst wäre ich doch irgendwie noch stolz auf dich. Es reicht Junge. Du hast mich lang genug an der Nase herumgeführt. Ich werde mich selbst darum kümmern. Und das du jemals in dieser ganzen Ewigkeit etwas anderes tun wirst als den Seelen hinterherzulaufen und sie zu Sal zu bringen kannst du vergessen. Ich wollte dich als meinen Nachfahren. Jetzt bist du mein Handlanger.“
Er rang um Luft, die er nicht zum Leben brauchte aber die verhinderte, dass er qualvoll litt. Erstickt brachte er heraus: „Nein!“
Der Griff seines Vaters verfestigte sich erneut um seinen Hals.
„Nein? Glaubst du wirklich, dass du noch in der Position bist, um mir zu widersprechen? Als so dumm hatte ich dich gar nicht eingeschätzt. Aber wie es scheint, täusche ich mich doch einmal in meinem langen Leben.“
„Du wirst sie nicht töten. Ich habe noch einen Tag bis meine Zeit abgelaufen ist.“
„Das ist ein Scherz.“ Sein Vater wand sich zu Sal. „Hörst du wie er mit Scherzen seine letzte Luft verbraucht?“
„Ja, Herr“, stimmte Sal fleißig zu.
„Das war kein Scherz, Arschloch!“ Er hatte nichts mehr zu verlieren. Jetzt war es offiziell. Er war gefangen in dieser Hölle. Er konnte sich nach über dreitausend Jahren endlich wehren. Sein Vater ließ in los. Er, sein missratener Sohn hatte doch einen eigenen Willen. Er wehrte sich. Jetzt wurde es doch endlich interessant mit ihm, dem verweichlichten Kind. Vielleicht war er doch ein geeigneter Nachfolger. Sein Vater wollte sich auf den Spaß einlassen.
„Gut Junge. Dein Mut wird belohnt. Ich gebe dir 12 Stunden mir eine Seele zu bringen, um das Fehlen auszugleichen. Sollte das Gleichgewicht bis dahin noch immer nicht hergestellt sein, dann sei dir sicher wird deine kleine Wohltätigkeitsaktion noch viel mehr leiden als sie es unter den Trümmern getan hätte.“ Sein Vater verschwand und auf seinem Handgelenk erschien eine ablaufende Uhr. Noch elf Stunden und 58 Minuten. Er musste handeln. Jetzt oder nie. Für sie. Doch vor allem für sich selbst.
© Nina Reif 2022-08-24