von ERFAlina
Ein Kontrolltermin bei meinem Seelenfreund brachte mir ein Alltagserlebnis, das ich so noch nie erlebte. Meinen Seelenfreund nennen die Studierenden „Professor“, das nur zur Orientierung. In der Empfangshalle inklusive Rezeption ist ein Kommen und Gehen. Man muss nie lange warten und wird persönlich abgeholt.
Beim kleinen runden Tisch mit den grünen Couch-Sesseln saßen zwei Personen. Einer davon, ein etwa 45-jähriger Mann, mit seinem Sohn auf dem Oberschenkel sitzend. Der Sohn wirkte leidend. Seine Augenlider ließ er nur halb offen, er gab sich völlig seinem Schmerz (oder Angst?) hin. Auf dem Oberarm hatte er eine sehr kleine Blutspur, dasselbe am Knie. Beides wirkte für den Betrachter harmlos. Trotzdem suchte ich vergeblich nach einem Notfallpflaster in meiner Tasche. Ein kleines Pflaster wirkt oft große Wunder, besonders bei Kindern. Sind sie beim richtigen Arzt? Es ist eine „Zahnklinik“.
Bald wurde der Vater von einer Assistentin abgeholt. Für mich überraschend war, dass ER der Patient sei. Gelitten hatte doch der Bub im Vorfeld! Der Vater musste den Buben wohl nur als Aufsichtsperson in den Ferien mitnehmen. Der Bub weigerte sich aufzustehen und begann laut zu jammern. Seinem Vater gelang es nach einigem Gerangel, den Buben auf den Sessel zu setzen. Der Bub stieß den Vater immer wieder weg und rief laut „geh‘ weg!“. Das Szenario wiederholte sich.
Ich konnte nicht anders und bat den Vater, sich auf einen anderen Stuhl zu setzen: „Was ist passiert?“ Der Vater erklärte, dass der Bub hingefallen sei. Meine lobenden Worte zum Buben: „WOW, hingefallen! Du bist tapfer!“, was sein Geschrei sofort beendete. Ich versicherte dem erleichterten Vater, dass er zur Behandlung gehen könne. Nun alleine mit dem Buben, „wie alt bist du?“. „Ich bin acht“. „Du bist so groß, ich dachte, du bist 10! Was machst du am liebsten?“. „Gamen.“
„G a m e n – wie heißt das Spiel?“ „AoxKloxiyx , mit S?$%&Axl, die machen cx34rt?xs.“ Ich verstand kein Wort und fragte, „kann man bei dem Spiel jederzeit aufhören?“. Der Bub, „man kann immer aufhören.“ „Noch besser, ein tolles Spiel!“. Des Buben Schmerz war völlig verflogen, er wirkte beruhigt: „Wie heißt du?“ Der Bub, „das weiß ich nicht.“
Ich wurde abgeholt. Die Rezeptionistin rief mir zu, dass sie meinen Part übernehme. Mein Kontrolltermin verlief wie üblich, mit intensiver Freundlichkeit. Als ob der Professor DER Villazon und ich DIE Netrebko gewesen wäre, in ihren Anfängen. Mein Gefühl, mich danach duschen zu wollen, wurde ich länger nicht los. Intensität ist anstrengend. 😉
Auf dem Weg zum Parkplatz sah ich den besagten Vater mit Sohn. Der Bub jammerte wieder und hielt seinen Fuß steif. Ich bat den Vater, einen Arzt aufzusuchen. „NEIN, NEIN!“ rief der Bub. „Oh doch, der Arzt weiß mit einem Griff, dass nichts Böses passiert ist und du kannst morgen wieder springen!“. Meine Frage zum Vater, „er wusste nicht, wie er heißt?“ „Matthias heißt er.“ Der Bub, „du sagtest doch, ich soll nicht sagen, wie ich heiße.“ „Den Vornamen schon.“
Der Vater bedankte sich bei meiner Verabschiedung. …..VATER SEIN, dagegen sehr?
© ERFAlina 2025-07-19