von Alamon
Es war einer dieser Momente die das Leben lebenswert machen und gleichzeitig begann an diesem Abend eine scheinbar nie enden wollende Achterbahnfahrt der GefĂŒhle.
Sie – 18 Jahre, mit kurdischen Wurzeln, verliebte sich in mich – 19 Jahre, österreichischer Herkunft – und umgekehrt. Wir lebten im selben Wohnhaus – sie mit ihrer Familie (Mama, Papa, zwei BrĂŒder und eine Schwester) und ich mit meiner Mutter.
Sie war das schönste MĂ€dchen, dass ich bis dahin gesehen habe (so stellte ich mir immer eine orientalische Schönheit aus „Tausendundeine Nacht“ vor) und dennoch warnte mich mein BauchgefĂŒhl schon damals – hĂ€tte ich nur darauf gehört… Ich konnte damals mit Begriffen wie „Familienehre“ und „verbotene Liebe“ recht wenig anfangen – das sollte sich aber relativ rasch und schmerzhaft Ă€ndern.
Das erste halbe Jahr verlief noch relativ ruhig. Wir verheimlichten unsere Beziehung mehr oder weniger – hauptsĂ€chlich vor ihren Eltern. Doch wie verheimlicht man GefĂŒhle die alles um uns herum in Flammen aufgehen lassen sobald wir uns sahen? Eines Tages wollten wir es auch gar nicht mehr und so kam es, dass sie das GesprĂ€ch mit ihren Eltern suchte – ein schwerer, aber nicht vermeidbarer Fehler wie sich herausstellte.
Alles was danach folgte, könnte eins zu eins aus einem schlechten Hollywood-Thriller stammen. Aufgrund der Zeichenbegrenzung folgt die AufzĂ€hlung der Geschehnisse der folgenden 8(!!!) Jahre nur StichwortmĂ€Ăig:
Angefangen mit der Flucht von Zuhause, aufgrund schlechten Gewissens wieder zurĂŒck zur Familie, danach Zwangsverheiratung mit ihrem Cousin in der TĂŒrkei und Verschleppung in die Schweiz zu Verwandten, einschalten der Europol, Sachverhaltsdarstellungen bei der Landespolizeidirektion, Flucht aus der Schweiz in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, darauffolgende Morddrohungen, Anzeige gegen Eltern bei der Polizei, Gerichtsverhandlung, Frauenhaus, Verfolgungsjagd mit dem Auto usw. usf.
Zwischen den einzelnen VorfĂ€llen lagen oft Wochen und Monate der Ungewissheit in denen wir nichts voneinander gehört hatten, bis sie sich eines Tages wie aus dem Nichts wieder meldete und um Hilfe bat. So ging diese Geschichte immer weiter und weiter und mit jedem Kapitel, dass wir hinter uns gebracht haben wurde das Band zwischen unseren Herzen immer stĂ€rker – ein einfaches beenden der Geschichte war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Zu viel ist passiert, zu viel haben wir gemeinsam durchgestanden um jetzt einfach aufzugeben und zu groĂ war die Hoffnung auf unser Happy End.
Leider blieb diese Geschichte ohne Happy End. Irgendwann waren die Narben in meinem Herzen zu groà und zu oft wurde ich von ihr enttÀuscht.
Das letzte mal hörte ich von ihr, als ich bereits Vater wurde und im begriff war zu heiraten. Als ich ihr das erzĂ€hlte, hörte und spĂŒrte ich wie dieses Band zwischen unseren Herzen endgĂŒltig zerriss, welches zu diesem Zeitpunkt nur noch von einem dĂŒnnen Faden zusammengehalten wurde.
Ich hoffe es geht Dir gut!…
© Alamon 2019-07-22