Verdammte Weihnachten

Jonas Einem

von Jonas Einem

Story

Stell dir vor, das Familienfest ist aufgrund von Corona das zweite Jahr hintereinander abgesagt und du kannst nicht nach Hause fliegen – dein anschließend gebuchter Urlaub fĂ€llt auch flach. Stattdessen ist der Plan, die Weihnachtstage bei der “Schwiegerfamilie” im Burgenland zu verbringen. Am Abend zuvor beginnen dich dann aber schon leichte Zahnschmerzen zu plagen – wörtlich, nicht bildlich. Anstatt also am Weihnachtsmorgen gemĂŒtlich auszuschlafen, wachst du unerholt und mit Schmerzen frĂŒh am Morgen auf. Fazit: du musst zum Notzahnarzt. Nachdem man das der Familie vermittelt hat – nicht ganz ohne Streit zwischen der Freundin und ihrer Mutter – geht es also los.

Dort angekommen funktioniert deine E-Card nicht, weshalb zum einen alles lĂ€nger dauert, zum anderen erst einmal alles privat gezahlt werden muss. Minuten vergehen, Viertelstunden vergehen, “endlich” hat das Warten, das einem zur HĂ€lfte Angst macht und zur anderen HĂ€lfte doch ein bizarres GefĂŒhl von Sicherheit vor dem Bevorstehenden gibt, ein Ende. Die ZahnĂ€rztin meint zuerst, es sei gar nicht so schlimm, weshalb die Wurzelbehandlung ohne BetĂ€ubung begonnen wird. Dann stellt sich heraus, es ist wohl doch schlimmer und die Schmerzen sind nicht auszuhalten. Aufgrund der NervositĂ€t, der Schmerzen und der Tatsache, dass du fast kopfĂŒber auf diesem furchtbaren Stuhl mit diesem unliebsamen Geruch in der Nase hĂ€ngst, wird alles schwarz vor deinen Augen. Die BetĂ€ubung, die dir nachtrĂ€glich gespritzt wird, tut ihr Übriges und versucht dich auch noch auszuknocken. Aber irgendwie ĂŒberstehst du diese Tortur – es ist nun schon 14 Uhr.

Also auf zur Familie im Burgenland, wo man ursprĂŒnglich um 12 Uhr zum Essen eingeladen wurde. Eine Stunde Fahrtzeit noch zu gehen. Da fĂ€ngt der Hund auf dem RĂŒcksitz plötzlich an, einen Krampfanfall zu haben und das Auto vollzukotzen. Schnell bei der nĂ€chsten AutobahnraststĂ€tte angehalten und den ersten Dreck beseitigt, gelingt es zum GlĂŒck, den Hund zu beruhigen – es geht ihm (Gott sei Dank) gut.

Endlich im Burgenland angekommen bemerkst du zum Einen, dass du den ganzen Tag vor lauter Stress (buchstĂ€blich!) nichts gegessen hast. Zudem darfst du auch das meiste nicht essen, was es eigentlich gibt. Dein Mund ist immer noch betĂ€ubt, was das Sprechen und die FĂ€higkeit, dein Mundwasser in deinem Mund zu behalten, etwas erschwert. So macht es doch Spaß, die Schwiegerfamilie wieder zu treffen. Gute Laune und Freundlichkeit dabei auszustrahlen, ist eine Kunst, die ich leider nicht beherrsche. Am Ende des Tages stehst du aber alles durch, um endlich in dein Bett zu fallen und doch keine Ruhe zu haben, da du von den Schmerzen immer wieder aufwachst. Ganz zu Schweigen vom „Zahnarztatem“, den du nun wochenlang vor dir hertragen wirst und selbst stĂ€ndig schmeckst.

Verdammtes 2021? Aber eine Gewissheit verfestigt sich: 2022 kann doch fast nur besser werden! :)

© Jonas Einem 2021-12-29

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