von S. Pomej
FĂŒnf nach Eins in der Nacht: Laute BRUMM-BUMM-GerĂ€usche reiĂen mich aus dem wohlverdienten Schlaf. Es ist kein Poltergeist – welcher mir lieber wĂ€re -, sondern der verf***te Nachbar samt Anhang ĂŒber mir. Scheinbar entrĂŒmpeln die zwei Idioten, stellen die Möbel um, ballestern mit einer Bowlingkugel rum, springen von Tischen & StĂŒhlen, haben sich ein Rhinozeros als Haustier zugelegt, streiten mit vollem Körpereinsatz, betreiben ein Vorspiel zwecks Auffrischung der schrottreifen Beziehung, was weiĂ ich. Ich ĂŒberlege, ob ich mich anziehen, raufgehen, mich beschweren, ihnen auf die TĂŒrmatte kacken oder gleich die TĂŒr mit Moltofill & Ziegelsteinen zumauern soll, wie bei Edgar Allan Poe in der Story Das Fass Amontillado, doch entscheide mich dagegen. Die Aussicht, im kalten, dĂŒsteren Stiegenhaus herumzuwerkeln, tötet meine sadistischen Absichten ab. Mein NervenkostĂŒm ist eh schon porös genug und nachher könnte ich noch weniger einschlafen. Mir fĂ€llt ein Persönlichkeitstest ein, in dem abgefragt wird: Sehen Sie Ihre Feinde gern leiden? – „JAAAA!!!“ – Ich verfluche die beiden lĂ€rmenden Kreaturen, wĂŒnsch ihnen 100 Kamelflöhe zwischen die Beine, aber eventuell sind sie dort gewaxt, also wĂŒnsche ich denen eine Analfistel im fortgeschrittenem Stadium, den Beginn einer neuen Pandemie mit nur zwei Opfern & den Besuch der Steuerfahndung!
Bald ist Ruhe, die zwei Berserker sind wohl erschöpft von ihrem nĂ€chtlichen Treiben und nach einer gefĂŒhlten Stunde – ich bin gerade am Einnicken – lĂ€sst ein anderer Idiot vor meinem Fenster den Motor an und beginnt einen Dialog mit einem zweiten rĂŒcksichtslosen Trottel. Was es um halb zwei in der Nacht bei laufendem Motor zu diskutieren gibt, kann ich nicht verstehen, aber es wird sicher nur unnötiges Geschwafel ĂŒber den Klimawandel sein. Wieder ĂŒberlege ich, ob ich aufstehen und aus dem Fenster brĂŒllen soll, doch meine Glieder sind bleischwer, meine Lider zugeschwollen & meine Zunge pelzig wie ein Hamster. Rachegedanken durchfluten mein Gehirn und ich stelle mir vor, wie ich die Störenfriede mit heiĂem Ăl ĂŒbergieĂe, wie es weiland bei einem Angriff auf eine Burg gemacht worden ist. Ach ja, damals gab’s noch keine politische Korrektheit & keine Ăberregulierung und man durfte sich noch zur Wehr setzen. Ich könnte auch versuchen, mir das Kennzeichen zu merken, um das Auto bei nochmaliger Sichtung in einer ParklĂŒcke mit der Nagelfeile zu verzieren oder eine Kartoffel in den Auspuff zu stopfen. Wahrlich, ich bin ansonsten ein friedliebender, sozial kompatibler Mensch, aber wenn mich solche Schlaf-Terroristen am Dösen hindern, erwacht in mir der Psychopath und fordert gierig nach Opfern.
Endlich schlĂ€gt eine AutotĂŒr zu – der Sch**Ăwagen fĂ€hrt ab. Fiebrige TrĂ€ume begleiten meinen Restschlaf durch die kurze Nacht. Der Morgen graut und mir auch beim Gedanken an die lange Liste Erledigungen, die ich heute abzuarbeiten habe. Ja, ja Weihnachten, das Fest des Friedens, naht und ich bin froh, mich gegen den Einsatz meines gerechten Zornes entschieden zu haben. Eventuell klaue ich den Nachbarn ĂŒber mir die GlĂŒckwunschkarten aus dem Postfach, weil Strafe sein muss und ihnen eventuell eine Urstrumpftante Geldscheine ĂŒbermitteln will, aber das muss ich mir noch ĂŒberlegen. Sind ja noch drei Tage Zeit.
© S. Pomej 2024-12-21