von Chiara Schindler
Du siehst mir in die Augen. Saphir grün strahlt mir entgegen. Ich ahne, was du mir gleich erzählen wirst. Welche Wörter du mir gleich entgegenschleuderst.
Du erzählst mir ganz aufgeregt, dass du dich an verschiedenen Universitäten beworben hast. ,,Wo?“ frage ich dich lächelnd, in der Hoffnung, dass es irgendwo in der Nähe ist. ,,Also ich hab mich in Erlangen, München, Heidelberg und noch ein paar anderen beworben, aber mein favorite ist Köln. Definitiv.“
Ein bisschen bricht mein Herz. Köln. Das ist nicht direkt um die Ecke. Nicht mal in der Nähe. Noch immer lächle ich. ,,Dann drücke ich dir die Daumen, dass du in Köln angenommen wirst!“ meine ich. Und das tue ich. Ich hoffe es so sehr. Wenn du glücklich bist, bin ich das auch. Ich sehe dieses Funkeln in deinen Augen, ich erkenne Aufregung. Wer wäre nicht aufgeregt? ,,Wann gehts los?“ stelle ich erneut eine Frage. ,,Oh, eh schon im Oktober!“ Oktober also. Das ist in nicht mal ganz zwei Monaten.
Dann musst du gehen. Nach Hause. Du lässt mich in der Dunkelheit zurück. Ich umarme dich zur Verabschiedung. Wie oft wir uns noch sehen, bevor du nach Köln ziehst ist ungewiss. Ich hätte dich gern länger umarmt. Nur ein bisschen. Ein paar Minuten. Ein paar Sekunden. Als du schon ein paar Meter von mir entfernt bist, fällt mein Lächeln.
,,Vergiss mich nicht..“ flüstere ich leise in die dunkle Nacht. Der Wind rauscht mir um die Ohren. ,,Bitte.“ Ich sollte auch nach Hause gehen und dennoch bleibe ich stehen. Ich sehe in den schwarzen Nachthimmel. ,,Ich liebe dich.“
,,Vergiss mich nicht.“ bettle ich schon fast. Niemand ist hier der mich hören könnte und dennoch traue ich mich nicht lauter zu sprechen.
Eine einsame Träne läuft mir über die rechte Wange. ,,Ich liebe dich.“ du weißt das nicht und das ist okay. Gut so. Du würdest nicht erwidern, das war mir klar. Du stehst eben nicht auf Mädchen.
,,Vergiss mich nicht. Ich liebe dich.“ flüstere ich ein allerletztes Mal, bevor ich mich umdrehe und ebenfalls verschwinde.
© Chiara Schindler 2024-08-18