Verlängerung…

„Es gibt Verlängerung!“ Oft wird dieser Satz bei einem Fußballspiel gebraucht. Bei einem Finale lässt sich nach 90 Minuten Spielzeit kein Sieger erkennen. Und darum gibt es nun 2x 15 Minuten dazu.

Ich habe mich oft gefragt, ob ich mich über so etwas freuen soll. Denn einerseits ist Spannung da: In dieser Zusatzzeit muss ein Sieger ermittelt werden, sonst gibt es Elfmeterschießen. Aber andererseits: Nach 90 Minuten sind selbst Profifußballer meistens „stehend k.o.“. Sie haben keine Kraft mehr, und darum taumeln sie dem Ball mehr hinterher als dass noch schöne Spielzüge möglich sind…

„Es gibt Verlängerung.“ Diese Ankündigung kann mir darum beim Fußball nur wenig Begeisterung entlocken. Und vor diesem Hintergrund hätte ich nicht gedacht, was für Freudenstürme mir diese Ankündigung auf einem anderen Gebiet entlocken kann.

Es war letztes Jahr. Der Sommer 2018 war ja ein ganz besonderer gewesen: Sonnig, heiß und auch sonst in jeder Hinsicht super. Als „eingefleischter“ Barfüßer war ich darum seit Mitte April ununterbrochen ohne Strümpfe unterwegs gewesen. Dann kam der Oktober, und meine Frau und ich entschlossen uns für einen Zweitagesausflug ins Markgräfler Land. Die Nächte waren da schon kühl, aber am Tag gab es immer noch mit schöner Regelmäßigkeit 26°. Darum entschlossen wir uns dazu, auch weiterhin keine Strümpfe anzuziehen; und außerdem nahmen wir in der Reisetasche auch keine mit. Das hatten wir so im Oktober noch nie gemacht.

Dann fuhren wir nach Auggen. Schon im Auto war es trotz Klimanalage recht warm. das steigerte sich auch noch weiter.

Nachdem wir angekommen waren und im Quartier eingecheckt hatten, nutzten wir den schönen Nachmittag für eine Wanderung durch die Weinberge. Da hüpften mir bald die Sandalen von selber von den Füßen. Sie verkrochen sich im Rucksack. Und ich lief barfuß; wie mitten im Sommer, obwohl es Oktober war. Der Untergrund war aus glattem Asphalt, was sich sehr angenehm anfühlte. Inuit haben 20 verschiedene Bezeichnungen für Schnee. Ich weiß mindestens genausoviele Bezeichnungen dafür, wie sich Asphalt unter den bloßen Fußsohlen anfühlt. Und was hier noch dazukam: Im Juli oder August heizt sich Asphalt oft so stark auf, dass es einem unter den Füßen richtig heiß werden kann. Doch jetzt im Oktober war der Untergrund zwar wohlig warm, wurde aber nicht unangenehm heiß. Dass sich so etwas erleben lässt, ist einer der Gründe, warum ich so gerne barfuß laufe.

Abends kehrten wir in einem Restaurant ein. Und am nächsten Tag fuhren wir über den Kaiserstuhl zurück. Morgens war es dabei noch so frisch, dass meine Füße in den Sandalen kühl wurden. Aber bald kam die Wärme zurück.

26° im Oktober bedeuten: Der Sommer geht in die Verlängerung. Man kann immer noch ohne Strümpfe in die Sandalen schlüpfen oder gar „ganz barfuß“ gehen. Und das ist eine Verlängerung ohne Konditonsprobleme; vielmehr ist es eine, von der man sich wünscht, dass sie gar nie endet. denn ich bin einfach ein Sommertyp und ein Barfußtyp.