von Schattenfuchs
Ich weiß nicht mehr, wann ich realisiert habe, dass Einsamkeit, alleine sein, zurückgelassen werden, meine größte Angst ist. Ich weiß, dass ich es schon immer irgendwie wusste, als Kind habe ich immer alles getan, um gemocht zu werden.
Dann habe ich dich getroffen, ich habe damals, vor einigen Jahren alles aufgegeben, alles hingeschmissen und hinter mir gelassen, nur um dir folgen zu können. Dann bist weggegangen, hast meine Welt für immer verlassen und mich zurückgelassen. Als ich damals alles hinter mir gelassen habe, um bei dir zu bleiben, war es für mich kein Verlust, denn ich gewann ja dich. Jetzt habe ich gar nichts mehr, und ich weiß nicht mehr was mir bleibt, vom Leben, von meiner Welt, von mir.
Sie alle sagen mir, es ist normal so etwas zu empfinden, ich bin noch so jung, und dass irgendwann einmal besser wird. Ich weiß, dass es stimmt, ich weiß, dass es besser werden wird, dass ich damit klarkommen werde, doch gerade ist es das schlimmste für mich. Ich weiß nicht, ob sie sehen, dass ich dieses Mal wirklich alles verloren habe.
Ich blicke in den Spiegel, jemand blickt zurück zu mir, ich erkenne mich nicht wieder. Wer ist der Mensch, gegenüber von mir? Für dich habe ich alles aufgegeben. Ich habe dir mein ganzes Herz gegeben, und du wolltest mehr! Ich weiß nicht mehr, was ich dir geben soll, ich weiß nicht mehr was von mir geblieben ist, so verloren war ich noch nie.
Ich glaube, ich weiß, warum ich so fasziniert von dir war, denn ich mag keine Reime. Ich mag keine Dinge, die perfekt zusammenpassen. Ich mag Dinge, die schön zusammenklingen, die auf den ersten Blick zusammenpassen, aber es vielleicht doch nicht tun, denn der Schein trügt immer.
Ich glaube, das ist, warum ich dich mochte, warum ich uns so sehr mochte. Ich dachte, wir wären perfekt für einander. Ich dachte, wir reimen uns aufeinander, doch wahrscheinlich ich habe ich dich nicht gut genug angesehen. Wir haben wohl doch nur auf den ersten Blick wundervoll zusammengepasst, warum solltest du sonst gehen?
Ich liebe es, das Schöne in Hässlichem zu finden. Ich sehe die Ästhetik im Kaputten und verliere mich lieber in Kleinigkeiten, als das ganze Bild zu sehen. Wahrscheinlich ist das ganze Bild einfach zu brutal für mich, zu schön um wahr zu sein. Immer wieder erwische ich mich dabei, nur die Teile zu sehen, die ich sehen möchte. Dann wenn ich sie nicht mehr übersehen kann, erdrücken sie mich. Ich glaube, ich bin nicht gut für mich, ich glaube, das mochtest du nicht. Denn jetzt bist du fort, und ich hab mich verloren, mich im Dunkeln verrannt. Irgendwann ist die rosa Brille schwarz geworden, und ich habe es nicht einmal gemerkt.
Wenn du das Beste warst an mir, was bleibt dann, wenn du verschwunden bist, was ist dann mit mir? Was bleibt jetzt gleich an mir? Wie soll ich weitermachen, wenn ich nicht mehr weiß wofür, wie soll ich mir selbst helfen, vor allem, wenn ich nicht mehr weiß, wer ich bin? Wie soll ich weiter machen, wenn ich nicht weiß wohin?
© Schattenfuchs 2023-08-31