Verletzlichkeit versus Vertrauen

Rosaria Helfer

von Rosaria Helfer

Story

Photo by Christian Holzknecht

Oder Vertrauen versus Verletzlichkeit?

Wie viele auf den ersten Blick bezeichneten Schwachstellen wollen wir von uns selbst preisgeben? Können wir ĂĽberhaupt preisgeben? Wir wurden so erzogen, dass wir allen Widrigkeiten im Leben standhaft entgegenhalten können. Zumindest – so der Wunsch von vielen – sollte es von auĂźen her wahrgenommen werden. Ja dann ist man ein produktives Mitglied unserer heutigen schnellen Gesellschaft, tummelt sich in der Liga der angeblich erfolgreichen Zeitgenossen. Diejenigen, die dieser Mainstreamgefolgschaft den RĂĽcken kehren, erwecken auf den ersten Blick, sonderbare Kreaturen zu sein. Warum verhalten, handeln sie nicht so, wie von den meisten erwartet?

Umso mehr fällt mir heute nach meinem morgendlichen Gebet, meiner morgendlichen Meditation, meinem Morgenritual ein besonderer Text von Sadhguru auf. Dieser schrieb “Trust does not mean that others have to do things the way you expect them to do. Trust means to become vulnerable.”

Ich spĂĽre diesen Worten nach. Sadhguru diese Worte treffen in mir auf unbeschreiblich hohe Resonanz, gehen ganz tief. Lass die Worte nachklingen, ich fĂĽhle nach.

In welchem AusmaĂź vertraue ich mir selber? Traue ich mich nur, wenn ich die Zustimmung von meinem GegenĂĽber erhalte? Traue ich mich auch dann, wenn meine ureigene Stille mir zuflĂĽstert … “Hey come on .. let’s try it … zeig dich … nicht so wie von der Gesellschaft vorgegeben erwartet … sondern trau dich … in all deiner Verletzlichkeit.”

Trust means to become vulnerable.

Ja ich stehe dazu, sehr verletzlich zu sein. Genau das zeichnet mich aus. Ich habe die Gabe mich sehr klar und tief in andere rein fühlen zu können. Ich spüre oft Stimmungen, die ich da der Alltag oft hektisch und turbulent ist, auf den ersten Blick nicht klar zuordnen kann. Ich spüre sie und wenn ich in Ruhe und ein wenig Abstand nachfühle, bestätigt es mich darin, dass ich mit meiner Wahrnehmung richtig gelegen bin. Ich reflektiere dann nicht nach, um eine andere Form von Bestätigung zu erhalten, nein das ist mir nicht wichtig. Ich fühle nochmals nach und spüre dann diese unendliche Dankbarkeit.

Bin dankbar in meiner eigenen Vulnerabilität viele mal dieses Besondere spüren zu können und meine Entscheidungen nicht nur auf differenzierten logischen Faktoren zu treffen. Nein ich traue mich auch, diese meine innere Stimme … zurate zu ziehen.

Ich vertraue meiner Verletzlichkeit und fĂĽhle mich nicht schwach.

© Rosaria Helfer 2022-01-17