von Jana Sobecki
Ich glaube ich war 13 oder 14 Jahre alt, als ich das erste Mal anfing mir Gedanken zu machen, warum wir eigentlich so hier sind auf der Welt. Sinn des Lebens und so, Ihr wisst schon. Damals kam ich zu dem Entschluss, dass die Liebe unser aller Inhalt des Lebens ist. Weil der Rest für mich irgendwie keinen Sinn ergab. Ich war schon immer etwas komisch. Ich hatte zwar viele Freunde, für die meisten war ich aber immer „die etwas verrückte oder komische“. Ich sah die Welt anders, ich sah es nicht als meine Lebensaufgabe nur Familie zu haben und etwa gefesselt in einem Haus bis zum Ende meiner Tage zu sitzen und zu hoffen, dass mich irgendwann mal irgendwer besucht. Ich wollte schon immer mehr. Ich wusste nur leider nie, was das Mehr war. Wollte Glücklich sein. Aber da war eine Sehnsucht in mir. Ein Gefühl von Vorahnung und Angst. Ein riesen Klumpen aus irgendwie Traurigkeit und Hoffnung. Traurigkeit über das Leben was mir vielleicht bevor steht und Hoffnung, dass es bitte nicht so wird. Ich konnte mir auch nie wirklich erklären, woher dieses Verlangen nach der nicht wissenden Zukunft kam. Das Gefühl immer auf der Suche zu sein, ist beklemmend. Ich habe meine Freundinnen immer beneidet, irgendwie war es für Sie immer klar, was und wohin Ihr Weg geht. Mir leider nie. Ich wusste nur, ich wollte mehr. Auch habe ich so ziemlich jede Gruppierung mal mitgenommen, die man in seiner Jugend so vorfindet. Ich war Punk, Grufti, Rockerin, Hippie, Künstlerin, Streberin, ach einfach alles und irgendwie doch nichts davon. Nie fühlte ich mich wirklich so richtig zugehörig. Klar, jede Phase hatte was für sich, aber eben auch was gegen sich. Warum finde ich nichts, wo ich wirklich reinpasse. Diese Sehnsucht gepaart mit Pubertät ist ne ganz schlechte Mischung. Man endete irgendwie in ewig anhaltender Melancholie. Ich glaube, die Traurigkeit ist die einzige Konstante, die wirklich reell war und nicht aufhörte. Warum ich dies nicht aus meinem Kopf kriege. Aber ich finde Sie schön, ich fühle mich geborgen in traurigen Songs, in traurigen Fragen, wenn es draußen regnet und ich mich auf mein Bett legen kann, um mich in meiner Melancholie zu verlieben. Und da machte es irgendwann peng bei mir. Das war genau dieses Gefühl, was mich am Leben hielt. Weil ich es Liebte. Ich liebte es so sehr, dass mir mein Kopf vor Freude zerplatzen wollte. Endlich war ich ICH. Gefunden in der Traurigkeit. Heute bin ich stolz darauf zu sagen, JA ICH LIEBE TRAURIGKEIT mit allen Fasern meines Körpers. Mein ganzes Leben änderte sich schlagartig mit Pauken und Trompeten. Ja ich bin die, die etwas komische, ewig überlegende und alles infrage stellende traurige. Aber Egal, ich war glücklich. Endlich. Glücklich über die Depression meines Lebens. Zwinker, Zwinker. Warum kann ein Mensch nicht auch mit Trauerigkeit glücklich sein. Sozusagen Leben in der Co-Existens von beiden. Denn ich sehe das Gute in dieser Schwerheit. Positiv Thinking in einer für mich grauen bunten Welt. Also Depression Positiv. Oder so.
© Jana Sobecki 2024-08-01