von Philippba
Es waren einmal 2 Mädchen, 13 und 14 Jahre alt, die jeden Freitag Abend andächtig vor dem Radiogerät saßen, um ihre Lieblingssendung „Salon Helga“ zu hören. Sie lauschten so gerne den absurden Geschichten, gelesen von seriösen Radiostimmen wie zb. der großartigen Nina Strehlein, und erfreuten sich an den anschließenden sinnlosen Dialogen zwischen „Hans-Herbert und Hans-Christoph“. So lernten Sie zb Ink Röhr und Wolf-Ulf Wulfrolf kennen, waren Gast beim Abendbrot bei Pischhorns und amüsierten sich über Dinge wie die Henry Maske-Maske. Außerdem erfuhren Sie spannende Details aus den geheimen Tagebüchern von Verona Feldbusch und Dieter Bohlen.
Aber sie lernten durch die Sendung durchaus auch was fürs Leben! Einmal, im Geographieunterricht fragte die Lehrerin „Wo liegen die Anden?“ Beide Mädchen fingen -unter den erschrockenen Blicken der Mitschüler -lauthals und inbrünstig an zu singen: „In Peru, in Peru in den Anden!“, dieses Lied kannten sie aus Salon Helga.
Musik spielte eine große Rolle in der Sendung. Die fabulösen Thekenschlampen, die Lassie Singers, Element of Crime – die Mädchen hätten sonst wohl nie von diesen Bands gehört. Legendär waren auch die Schispringerlieder von Christoph und Lollo!
Am Schluss jeder Sendung, untermalt vom schnulzigen Lied „Tornero“, gab es immer den Modernen Gute Nacht Dialog:
Stermann: „Schlaf gut!“ Grissemann: „Du auch!“
Stermann: „Ich liebe dich.“ Grissemann: „Du auch.“
Kult!
Eines Tages konnte man in der Sendung anrufen und Tickets für eine Salon Helga Vorstellung gewinnen. Eines der Mädchen nahm seinen ganzen Mut zusammen und wurde tatsächlich durchgestellt. Sie konnte mit Stermann und Grissemann beim Sketch zur Geschichte „Veronika der Lenz ist da“ mitspielen und damit 2 Tickets abstauben.
Natürlich mussten erst einmal die Eltern bekniet werden, überhaupt dort hin gehen zu dürfen, aber schließlich wurden sie, an einem Freitag dem 13., in einem kleinen, finsteren Kellerlokal abgeliefert. Es war schlecht besucht, man war wirklich sehr unter sich und die zwei Mädls hatten einen grandiosen Abend: Die Salon Helga – Sketches wurden live dargeboten, auf der Bühne wurde gepöbelt, gesoffen, geschimpft… Ein aufregender Abend für zwei Teenies! Und ein langer für den braven, genervten Vater, der draußen wartete. Denn obwohl ordentlich überzogen wurde, die Mädls waren natürlich nicht vor dem Gute Nacht Dialog aus der Vorstellung zu kriegen.
Etwas später gab es nachts die Kuppelsendung Radio Blume. Wieder ein wöchentlicher Pflichttermin aber etwas spät für zwei brave Schülerinnen! Die eine lag daher mit ihrem Walkman im Bett, die andere stellte sich sogar mittels Zeitschaltuhr den Kassetten(!)rekorder ein, um die Sendung am nächsten Tag nachhören zu können.
Mittlerweile sind die Mädchen schon 40 Jahre alt, dürfen ausgehen und aufbleiben, solange sie wollen. Auch Stermann und Grissemann sind reifer geworden. Aber zum Lachen bringen sie die Mädls immer noch!
© Philippba 2020-06-07