Versagermutter

Lenarhone

von Lenarhone

Story

Ich spiele Klavier, Geige, singe leidlich gut, kann auf der Ziehharmonika ein paar Liedchen, habe in meiner experimentierfreudigen Jugend Piccoloflöte in einer Blasmusikkapelle gespielt und finde mich noch auf so einigen Instrumenten zurecht. Einmal bei einer improvisierten Aufführung habe ich das Saxophonsolo von „Weusd a Herz hast wia a Bergwerk“ auf einer alten Plastikblockflöte gespielt, das hat sooo Spaß gemacht! Hochschule für Musik, mehrere Chöre, Schrammelquartett, alles durchgemacht.

Umso ungerner gebe ich zu, dass meine 3 Kinder kein Instrument spielen, wenig Interesse am Singen zeigen und lieber ihren Kumpels bei diversen Aufführungen zujubeln, als sich selbst musikalisch zu betätigen. Ja, einige Versuche hat es gegeben mit mehr oder weniger freudvollen Ergüssen, aber keins der 3 hat irgendwann einmal bei irgendeinem der ausprobierten Instrumente „Ja, das will ich“ geschrien, oder sein Herz an es verloren. Oder sich zumindest entschlossen, trotzdem weiter zu machen, in die Stunde zu gehen und weiter zu üben.

Bei mir war das nie die Frage. Ich habe einfach weiter gemacht. Zwar nicht so erfolgreich, wie ich laut Aussage meiner Lehrer hätte sein können, wenn ich nur etwas fleißiger gewesen wäre, aber unverdrossen bin ich dabei geblieben über viele Jahre hinweg, Das war gar nicht immer so einfach, denn wenn alle Klassenkameraden Tennis, Basketball oder in einer Band spielen, ist es in gewissen Jahren doch ziemlich uncool, klassische Instrumente zu spielen.

Um ein gutes Muttertier und Vorbild zu sein, sangen wir fast täglich alle lustigen Kinderlieder, die uns einfielen und Kindermusicals, die gerade angesagt waren. Ich habe sogar bei Mozart Klavierkonzert entbunden.

Deswegen verstehe ich nicht so ganz, dass nicht einmal ein, wenigstens ein einziges meiner Kinder, also meine genetischen Nachfahren, stärkere musikalische Ambitionen zeigt. Habe ich es ihnen etwa verdorben, sie vergrault, sie entmutigt, keine passenden Lehrerinnen gefunden, sie vielleicht sogar hinterhältig bei zaghaften Versuchen von m e i n e m Klavier vertrieben, damit dieses auch wirklich ganz mir gehört?

Tja, man könnte auch anführen, die Wohnung war nicht groß genug, das Geld hat nicht für Unterricht ausgereicht. So genau lässt sich das wahrscheinlich nie eruieren.

Glücklicherweise sind sie prächtige Menschen und durchaus, könnte man sagen, gut gelungen. Ich bin stolz auf sie, so wie sie sind.

Pfeif aufs Vorbilddasein und mach, was dir Spaß macht, sie machen ja doch was sie wollen und das ist gut so!

© Lenarhone 2020-03-29