Versteckt im Kosmos

Sonja Runtsch-Dworzak

von Sonja Runtsch-Dworzak

Story

Elsa und Jonas machten Urlaub auf der griechischen Insel Paros. Sie waren jung und verliebt. Jonas hatte die Hippiezeit noch nicht ganz hinter sich, Elsa stammte aus einem gut bürgerlichem Haus. Sie brannten in Liebe zueinander trotz oder wegen ihrer gesellschaftlichen Unterschiede.

Gemeinsam lagen sie in der Sonne. Jonas schlief ein, und um ihn vor einem Sonnenbrand zu schützen, deckte Elsa ihn mit einem großen Liegetuch zu. Während er schlief, schwamm Elsa im ruhigen Meer weit hinaus. Sie drehte sich auf den Rücken, streckte ihre Zehen nach oben und plätscherte mit den Händen. Plötzlich sah sie aus der Ferne eine Bewegung, die auf Jonas zukam. Sie kniff die Augen zusammen, um im gleißenden Licht besser sehen zu können. Ein Hund schlich sich an Jonas heran, schnupperte zuerst an seinen Haaren und trottete dann zur Feuerstelle. Er hatte offenbar das Essen gerochen. Vorsichtig, eine Pfote hochgezogen, beugte er sich zur Feuerstelle hin. Dort lagen noch einige Fischreste, die er behutsam mit den Zähnen herausfischte. Nicht weit vom schlafenden Jonas entfernt legte er sich hin und fraß. Danach streckte er sich aus und machte es sich gemütlich. Elsa schmunzelte, als sie das sah. Sie schwamm noch einige Runden und kehrte dann zum Strand zurück. Jonas war inzwischen aufgewacht, setzte sich auf und sah den Hund. Er deutete Elsa, die sich mühsam über die im Wasser liegenden Steine ans Ufer quälte.

»Er hat zuerst dich beschnuppert, bevor er die Fischreste geholt hat. Du hast es gar nicht bemerkt. Fass ihn aber nicht an, er könnte Flöhe oder anderes Ungeziefer haben!«

Nach diesem Tag am Strand kehrten sie zum Campingplatz zurück, darauf hoffend, dass in der Nacht Ruhe herrschte, aber weit gefehlt. Die Schreiereien und Raufereien von Betrunkenen nahmen ein solches Ausmaß an, dass die Polizei für Ordnung sorgen musste und einige des Campingplatzes verwies. Sie mussten noch in derselben Nacht ihr Zelt abbrechen und im Geleit der Polizisten den Platz räumen und den Campingplatz verlassen. Spät in der Nacht, als viele endlich schliefen, lagen Elsa und Jonas vor ihrem Zelt auf einer Matte und sahen zum Himmel hinauf. Es war eine wolkenlose Nacht, der Himmel war dunkelschwarz, und zahlreiche Sternschnuppen fielen lautlos herab. Leise stimmte Jonas einen Song an: »when you see a star that falls into my heart …«

Während er sang, streichelte Elsa eine junge Katze, die sich vorsichtig herangeschlichen hatte. Mit den Fingern strich sie sanft über ihren Rücken. Summend nahm Jonas seine leere Zigarettenschachtel, öffnete sie und tat so, als würde er die gefallenen Sternschnuppen hineinkehren. Er drückte den Deckel zu und reichte sie Elsa.

»Hier, wenn ich nicht mehr da bin, hier sind Sternschnuppen für dich, die dich an mich erinnern sollen.«

(aus meinem Roman “Sternenpfad zu dir”, erschienen Oktober 2021, Verlag tredition

ISBN 978-3-347-40117-4)

© Sonja Runtsch-Dworzak 2022-01-08

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