Verwahrlosung

Thomas Paar

von Thomas Paar

Story

Letztes Jahr regierte hier das blühende Leben. Besucher aus sämtlichen Teilen der Welt fanden hier zusammen. Kein Eintritt, kein Dress Code, einfach jeder war willkommen. Viele Tage, Abende und sogar Nächten wurden gemeinsam verbracht. Alle unter demselben Motto: Lebe, Liebe, Lache, habe Spaß und genieße die Zeit. Dankbar über diesen Platz und die Möglichkeit ihn zu nutzen, wurde er gehegt gepflegt und eigentlich gut auf ihn Acht gegeben. Man wusste, was man an ihm hatte, und das wollte man durch nichts und niemanden gefährden lassen. Die Rechnung ging eigentlich perfekt auf.

So sehr sie sich auch bemühten und an einem Strang zogen, waren sie letzten Endes aber nicht darauf vorbereitet was noch kommen sollte. Zu übermächtig erschien sie, die Macht, welche von oben kommen, zu schien und quasi schon einer höheren Gewalt glich.

Traurig, geschlagen und in die letzte Ecke gedrängt mussten sie aufgeben die weiße Fahne schwenken und den Rückzug antreten. Fortan streiften von Wehmut erfüllte Blicke den einst so lebhaften Platz. Ob es jemals wieder so werden würde wie damals, stand noch in den Sternen.

Dieses Fleckchen ist dieser Tage nur mehr ein Schatten seiner selbst. Anstatt der positiven Emotionen und Energien haben nun Verwüstung, Leere und eine Totenstille das Kommando übernommen. Ab und zu kann man eine Bewegung registrieren, doch auch nur dann, wenn ein einsames Blatt über den ausgestorbenen Platz fegt.

In seiner Blütezeit steht dieser Platz für Leben, während er mittlerweile nur mehr den Tod widerspiegelt. Wie Tag und Nacht, hell und dunkel, Freude und Trauer, so könnte man die Gegensätze passenderweise beschreiben. Mit jeder Woche, die mehr ins Land strich, fiel es mir schwerer tatenlos zuzusehen. Mir war bewusst, dass es kein Zuckerschlecken werden würde, aber ich musste einen Versuch wagen. Ich musste zwar noch auf den richtigen Zeitpunkt warten, dennoch war es das Mindeste, was ich tun konnte.

Ich sah mich selbst als Sprachrohr für alle Betroffenen, und fühlte mich daher auch verantwortlich, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Wie aus heiterem Himmel, war sie plötzlich da, diese einmalige Möglichkeit. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, zerriss mit einer noch nie dagewesenen Entschlossenheit die weiße Fahne und trat aus der Versenkung hervor.

Mir graute es beim Anblick, aber dennoch war ich guter Dinge, dass es klappen würde. Mit kleinen Schritten begann ich, um ihr wieder zu altem Glanz zu verhelfen. Aller Anfang ist schwer und es gibt noch einiges zu tun. Doch die ersten Schritte habe ich erfolgreich gemeistert, um ihr Endgültig den Kampf anzusagen.

Der vorherrschenden Verwahrlosung auf der Terrasse.

© Thomas Paar 2023-04-15

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