VIEL ZU VIEL BUTTER

Marina B. Jung

von Marina B. Jung

Story

Neulich wollte meine Schwiegermutter wissen, warum unser KĂĽhlschrank immer voll mit Butterpackungen ist. Da liegen bestimmt 5 oder 6 ungeöffnete Packungen rum. Na ja, die verwende ich nicht fĂĽr mein Lieblingskuchenrezept und die waren sicher nicht im Kombi-Angebot. Sie sind vermutlich(?!) auch nicht das neue Wundermittel gegen schwabbelige Oberschenkel – da musste ich die SchwieMu leider enttäuschen.

Wir haben deshalb so viel Butter auf Vorrat, weil ich den Supermarkteinkauf mit meinem Sohn niemals ohne Butterpackung absolvieren kann. Da „lacht“ ihn tatsächlich gleich zweimal ein Prachtexemplar einer Kuh an (die Marke nenne ich nicht): auf der Oberseite eine formvollendete, schwarz-weiße Vollkommenheit; auf schmalen Seite ein etwas kleineres Exemplar aber nicht weniger beeindruckend. Wenn wir also beim Kühlregal vorbeigehen, schreit mein Süßer ziemlich eingänglich und ausdauernd: „Mama, Muh! Maaama, Muuuuh! Maaaaama, Muuuuuh!“ Nämlich so lange, bis ich ihm eine Packung von dieser besagten Butter (den Namen nenne ich besser nicht) gebe und er sie selig in seinen kleinen Händchen hält. Er umklammert den eben erplärrten „Kuh-Pokal“ fest und innig, sodass man denken könnte, da wäre sein schon ewig verschollener bester Freund zurückgekehrt: „Dich lasse ich nie wieder los!“

Na ja, und so kaufe ich jedes Mal Butter, die in diesen Mengen niemals jemand essen könnte. Nicht einmal wir Butter-Junkies. Aus Angst vor Geschrei und aus verdrehter Liebe zu meinem Sohn. Ich möchte die Gelegenheit nützen, um der Marke, die ich nicht nenne, zur geglückten Marketingstrategie zu gratulieren! Alles richtig gemacht. Ich möchte aber auf keinen Fall riskieren, dass ihr neugierig im Kühlregal danach sucht, eure Kinder ebenfalls süchtig werden und ihr diese abhängig machende Butter danach auch jedes Mal kaufen müsst. Diese besagte Firma würde es freuen, klar! Aber ich könnte das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

© Marina B. Jung 2021-01-07