Viele Fragezeichen im Kopf

Mia_Estelle

von Mia_Estelle

Story

Meinen neuen Lebensabschnitt nach dem Studium hatte ich mir ehrlich gesagt anders vorgestellt. Ich fand nach meinem Examen keine Festanstellung in Deutschland, weswegen ich „zufällig“ in der Schweiz gelandet bin bei einem weltweiten IT-Konzern. Zunächst nur als Praktikantin mit einem 3-monatigen Vertrag.

Firma und Job gefielen mir so gut, dass ich mich zunächst nicht nach Alternativen mit Perspektive umgesehen habe. Ich hoffte inständig, dort mind. 1–2 Jahre Erfahrung zu sammeln. Mein Vertrag wurde letztendlich auch ein 2. und ein 3. Mal verlängert, aber ich konnte in dieser Zeit nie richtig ankommen, geschweige vorausschauend planen. Für den Fall, dass keine weitere Verlängerung möglich war, hätte ich aufgrund meiner temporären Aufenthaltsgenehmigung das Land innerhalb von 3 Monaten wieder verlassen müssen, sofern ich keinen neuen Job gefunden hätte. Einen Job zu finden gestaltete sich damals gar nicht so einfach, denn da gab es noch eine Auflage, dass ein Unternehmen, das eine/n Ausländer*in einstellte, begründen musste, warum es keinen Einheimischen vorgezogen hat.

Ich wurde also ganz schön auf meine Flexibilität und Geduld hin – und wie sich bald herausstellen sollte auch Stärke – geprüft. Nachdem ich also keine langfristige Perspektive in Aussicht gestellt bekam, begann ich mich auf dem Schweizer Arbeitsmarkt extern zu bewerben und streckte meine Fühler in alle Richtungen aus.

So kam es, dass ich schon bald zu einem ersten Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Ich freute mich total. An diesem Tag bat mich eine Kollegin aus dem Marketing, ob wir das Auto tauschen könnten, weil ihr Auto in die Werkstatt mĂĽsse und ob ich das ĂĽbernehmen könne während sie auf einer mehrtägigen Geschäftsreise sei. „Klar“, sagte ich.

So machte ich mich also mit ihrem Auto auf zu meinem Bewerbungsinterview. Ich war keine 500 m vom Zielort entfernt, als ich mit einer Fahrzeugkolonne von 3–4 Autos vor mir auf eine rote Ampel zusteuerte, abbremste und zum Stehen kam. Ich war gedanklich schon halb beim Interview als es plötzlich einen riesigen Krach gab und ich mit meinem Auto einen Satz nach vorne machte. Ein Blick in den Spiegel: ein Transporter war mir draufgefahren. „Nein, bitte nicht“, schoss es mir sofort durch den Kopf. Da war er – mein 3. unverschuldeter Auffahrunfall.

Ich rief zuerst die Firma an, dass ich mich zum Interview verspäten würde, um anschliessend die Personalien von dem Verursacher aufzunehmen. Zum Glück konnte ich trotz Heckschaden weiterfahren. Meine Gedanken kreisten gleichzeitig um mich und meinen Nacken.

Ich brachte das Interview hinter mich, fuhr zurück an meinen Arbeitsplatz und erzählte meinem Chef vom Unfall. Dieser bat mich, direkt zum Arzt zu gehen für einen Check. Tja – die Diagnose konnte ich mir schon denken: Schleudertrauma. Ein weiteres. Er schrieb mich krank und verordnete mir Physiotherapie. Kam mir das nicht schon alles bekannt vor? Auch das unerklärliche Spiel ging also weiter.

© Mia_Estelle 2020-08-22

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