Vielleichts in der Stillen Zeit

Hanna Eibensteiner

von Hanna Eibensteiner

Story

Dienstag, der 31. März 2020. Alles ist still. Durch mein Fenster sehe ich nur noch den blauen Himmel und die gräulichen Wolken. Kein Flugzeug, kein Auto, kein Fußgänger. Alles scheint einfach still geworden zu sein. Im Nebenzimmer telefoniert mein Vater mit einem Kunden, während die Welt draußen still wird läutet bei ihm immer öfter das Telefon. Der kleine Bruder und die Mutter lernen, der eine für die Schule, die andere für ihr Studium. Und ich sitze da, tief versunken in meinen Gedanken, die durch die Stille immer lauter wirken. Musik, meine ganz persönliche Therapie, durchbricht das Leise-Sein.

Am letzten Schultag hatte ich einige Sorgen, wann würde ich wohl meine Freunde wiedersehen? Meinen Freund umarmen können? Meine Großeltern besuchen können? Doch dorthin ist noch nicht wirklich ein hindenken. Die Einsamkeit wird bekämpft mit Lesen, Telefonaten und gemeinsamen Videospielstunden.

Viele haben es wahrscheinlich jetzt sehr schwer. Was ist mit den Menschen die nichts ihr zuhause nennen können? Die ganz alleine irgendwo in einer Wohnung sitzen? Die kaum Geld haben? Auch wen ich am Liebsten sofort aus dieser Situation ausbrechen möchte denke ich über viel Wesentlichere Dinge nach. Wie schön es ist, eine Familie zu haben die zusammen hält. Freunde zu haben die trotz der Distanz näher sind als man denkt.

Und auch wenn jetzt alles trist und einsam wirkt, wird der Tag kommen an dem alles wie vorher wird, vielleicht sogar ein bisschen besser. Vielleicht lernen manche Menschen Gesellschaft mehr zu schätzen, oder die Möglichkeit zur Schule gehen zu können. Vielleicht werden Großeltern öfter besucht, oder öftere Spieleabende mit der Familie geplant, da diese ja zu der Zeit doch ganz spaßig waren.

Vielleicht ist das Ganze auch eine Lektion, zu schätzen was wir haben und wer wir sind. Vielleicht achten auch mehr Menschen auf die Umwelt, die sich gerade erholt. Doch all diese Vielleichts bleiben Vielleichts. Was passiert wenn die Quarantäne Zeit vorbei ist werden wir erst dann sehen und verstehen können, wenn alles vorbei ist.

© Hanna Eibensteiner 2020-04-01