von Natalie Renz
„Wo kommst du denn eigentlich her?“, fragte der Hund. „Von Zuhause. Aber ich weiß nicht, wie ich dort wieder hinkomme“, flüsterte Miezi niedergeschlagen. „Vielleicht wärmen wir dich erstmal auf”, schlug Wilma vor. Sie kuschelten sich aneinander und schon wurde es wohlig warm.
„Na, ist dir nun warm genug?“, fragte Wilma mit ihrer tiefen Stimme bald. Miezi nickte. Sie fühlte sich schon viel besser. Nur ihre Nase war noch etwas verstopft. „Dann bringen wir dich mal nach Hause. Weißt du nun, wo‘s lang geht?“ Miezi hatte immer noch keine Ahnung. „Hmm… Marschieren wir mal drauf los.“
Mittlerweile fielen nur noch vereinzelt Flöckchen vom Himmel. Miezi klammerte sich an das seidige und warme Fell von Wilma. Zum Glück hatte dieser liebe Hund sie gefunden. Wilma war ein Weihnachtswunder! Nun fühlte sich Miezi nicht mehr so allein und hatte eine neue Freundin gefunden. Obwohl Miezi noch immer nicht wusste, wie es nach Hause ging und sie von düsterer Dunkelheit umgeben waren, fühlte sie sich nicht hoffnungslos. Wilma hatte ein großes Herz. Und sie verbreitete ihre Liebe und Hilfsbereitschaft wie ein Licht die Dunkelheit erhellt.
„Wo kommst du eigentlich her, Wilma?“, fragte Miezi irgendwann. Wilma brummte tief. „Ich bin Rettungshund und ich rette Menschen und Tiere in Not.“ „Ja, aber hast du denn Menschen an deiner Seite? Wo ist dein Hundehaus?“
„Oh hörst du das?“, fragte Wilma stattdessen und ließ Miezis Frage unbeantwortet. Miezi horchte auf. Wilma spitzte die Ohren. Ganz leise hörten sie in der Ferne ein helles Zwitschern. In weiter Ferne sahen sie ein kleines Licht flackern, welches auf und ab hüpfte am Horizont. Das Licht kam immer näher. Auch das Zwitschern wurde lauter. Da erkannte Miezi es. Ein kleiner Vogel mit einer viel zu großen Laterne zwischen den Zehen kam auf die beiden zugeflattert. Mal flog er hoch, mal wieder tief. Die Laterne war viel zu schwer für den kleinen Vogel.
„Miezi, bist du es?“, hörte sie den Vogel piepsen. „Ich bin es! Vinzent!“, rief er. Jetzt erkannte Miezi den kleinen Vogel. Ihr fiel ein Stein von Herzen. Wenn Vinzent hier war, dann konnte ihr Zuhause gar nicht so weit weg sein! „Was machst du denn hier draußen in der Nacht?“, piepste der Vogel und flatterte angestrengt mit seiner großen Laterne. „Ich wollte mir eigentlich ein neues Zuhause suchen und bin weggelaufen“, erklärte Miezi traurig. „Doch dann hab ich meine Familie so vermisst! Und ich hab mich verlaufen. Zum Glück kam Wilma“, Miezi zeigte auf den Hund, „und hat mich gewärmt.“ Wilma erklärte weiter: „Aber Miezis Zuhause finden wir leider nicht!“
Da grinste der kleine Vogel Vinzent. „Ach, ihr seid doch gar nicht mehr weit entfernt. Kommt mit, ich weiß den Weg!“ Miezis Herz hüpfte vor Freude. Sie würde wieder nach Hause finden. Dank Vinzent. Der Vogel flatterte voraus und Wilma rannte in großen Sprüngen hinterher. Miezi klammerte sich ans weiche Fell und konnte es gar nicht erwarten, bald wieder bei ihren Liebsten zu sein.
© Natalie Renz 2023-03-25