Vogerldoktoren, Feen, Zauberer und andere Wesen

SchreiBHals

von SchreiBHals

Story

Vielleicht könne Sie es sich nicht vorstellen, aber es kann manchmal schon sehr mühsam sein, PsychologIn oder PsychotherapeutIn zu sein. Nein, nein, nicht deshalb, weil unsere Berufsgruppe meist nur mit Menschen zu tun hat die Probleme haben. Menschen, die unseren Berufsstand mit Problemen aufsuchen, sind fast immer motiviert diese zu bewältigen und oft viel gesünder, als jene, die zwar Probleme haben, aber eine „Vogel-Strauß-Politik“ leben, oder meinen für ihre Probleme brauche man doch nicht so einen „Psychofritz“, denn man sei ja nicht „huschi“. Somit sind unsere KlientInnen der Sonnenschein unserer Arbeit. Die Regengüsse und Gewitter lauern im Kreis von „wenig bekannten“ Bekannten, Fremden oder Menschen mit denen man, warum auch immer, reden muss – auch unter „Smalltalk-PartnerInnen“ bekannt.Diese sind es, die plötzlich und völlig unerwartet, ähnlich kläffenden Hunden, durch eine Aussage, wie „Na, da muss ich aber jetzt acht geben, was ich sage, sonst bin ich gleich durchschaut!“ einen Sonnentag schlagartig trüben können. Oft denke ich, dass Menschen vor der Polizei weniger Angst haben, als vor PsychologInnen und PsychotherapeutInnen. Und um hier nun ein für allemal diese Fehlannahme zu klären, nein und nochmals nein, wir haben keinen Röntgenblick und ebenso wenig können wir in der Seele unserer Mitmenschen lesen, wie in einem offenen Buch!

Von manchen Menschen wird unsere Spezies auch als eine Art Fabelwesen wahrgenommen. Nicht, dass ich etwas dagegen hätte magische Kräfte zu besitzen, aber leider verfügen wir nicht über solche. Wenn Klientinnen von PsychotherapeutInnen oder PsychologInnen gefragt werden „Was würde Sie sich wünschen, käme jetzt eine Fee oder ein Zauberer und sie hätten drei Wünsche frei?“ so heißt das nicht, dass wir die Feen oder Zauberer sind. Monk, aus der gleichnamigen Fernsehserie, hat das treffend ausgedrückt,als er in der Praxis seines Psychotherapeuten über diesen Ort sagte „… das ist der Ort, an dem niemals Wunder geschehen“. Psychotherapie ist für KlientInnen harte Arbeit. Falls sich für KlientInnen etwas wie Wunder anfühlt, so wurde dieses immer durch KlientInnen selbst ausgelöst. Es ist dann das plötzliche Wahrnehmen des Outputs der Arbeit an sich selbst.

Es kommen auch Menschen in Psychotherapie, die sogenannte „Symptomträger“ sind. Das bedeutet, dass sie einen großen seelischen Leidensdruck verspüren, jedoch Auslöser oder Ursache im sozialen System der KlientInnen beherbergt ist. Das System kann die Familie, die Partnerschaft oder der Arbeitsplatz sein. Sie selbst waren jedoch psychisch völlig gesund, bis sie durch ein System krank gemacht wurden. Da der Mensch nur sein eigenes Verhalten ändern kann, aber niemals jenes seiner Mitmenschen, bin ich es dann, die Psychotherapeutin, die sich ein Fabelwesen herbeisehnt, oder nach magischen Kräften lechzt. Ob das wohl der Grund ist, warum ich das Genre Fantasy liebe?

© SchreiBHals 2022-11-30

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