Vol. 12, 3 gegen Einen

Weudl

von Weudl

Story

„A OADNTLICHA BUA, HOD AN FEITL UND A SCHNUA!“

Mein Vater predigte diesen Spruch und irgendwie entwickelte ich dadurch eine Aversion gegen das Einstecken von „zwingend, notwendigen“ Gegenständen. Vater: Hast du die Taschentücher eingesteckt? Ich: Nein. Vater: Hast du dein Taschenmesser? Ich: Nein. Sohn des Jahres war ich wahrscheinlich nicht. Gestern, also weit weg von der Vergangenheit, fuhr ich mit meinen beiden Burschen plus meinem Patenkind zur Burg Kreuzenstein. Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir L. abholen und dann zum Merkur um die Ecke um Proviant zu besorgen.

L: Kann ich eine Leberkässemmel haben? Ich: Nein

L: Kann ich einen Fruchttiger haben? Ich: Nein

L: Wieso? Ich: Da ist so viel Zucker drinnen, damit kannst du einer ganzen Kompanie den Tag versüßen. Für mein Patenkind stellte ich die reinste Reinkarnation des Bösens dar. Für meine Jungs ist das der Alltag. Die Autofahrt glich einer Fragestunde des Grauens. 35 Minuten Fragen über die wohl wichtigsten Dinge im Leben eines 8, 5 und 2-Jährigen. F: Wohin fahren wir? Ich: Zu einer Burg. H: Ritter? Ich: Keine echten Ritter, nur die Rüstungen. L: Wieso fährst du nicht schneller, das ist doch eine Autobahn, oder? Ich: Ja, ist es, aber die Geschwindigkeitsbegrenzung sagt mir, 80 und aus. Endlich angekommen. Die Fragestunde überlebt. Ich: Bitte steigt nicht in die tiefen Lacken, ich habe keine Reserveschuhe mit. F: Schau mal, meine Schuhe sind eh wasserdicht. Ich glaube, er wollte die Schuhe testen und nicht meine Nerven. Am Burgtor angekommen, wollte ich ein wenig geschichtliches Wissen weitergeben. L: Mir ist langweilig, können wir hinein? Ich: Nein, noch gibt es keine Führung. Also schlichen wir erst um die Burgmauer. Wir ergatterten noch einen Platz bei der Greifvogelshow und ich war happy, denn endlich hatten die 3 was zu tun. Leider hielt die Freude nur kurz an. Mein Kleinster wollte unbedingt die Rasenkante entdecken. Dahinter ging es rasant bergab und die anderen Zuschauer schwitzten offenkundig mehr als ich, als er darauf zu stürmte. Mein Großer pickte auf mir und wollte mich umarmen, umhauen, mit mir wresteln. L: Schau, ich kann ein Rad. Er lief auf die Vorführungswiese und überschlug sich. Ich: Toll, aber könntest du bitte H. holen und euch hier zu uns setzen. Die Vorführung begann. Die Sonne half mir die Kids zu ermüden und gemeinsam waren die Greifvögel, die Sonne und meine unnatürliche Ausstrahlung dafür verantwortlich, dass die Drei schwiegen. Von der Show gingen wir zur zeitlich limitierten Burgführung. Natürlich mit Maske. L: Warum muss ich eine Maske aufsetzen? Ich: Corona! L: Aber die Anderen,… Ich: Aber die Anderen… Nach einer super gestressten Führung erlaubten wir uns noch ein Eis. L: Wie viele Sorten? Ich: Alle bekommen 2 Kugeln. L. Also H. bekommt nur eine? Ich: Nein. Nach 5 Minuten auf der Autobahn, hatte ich endlich 40 Minuten Ruhe. Alle schliefen und schnarchten neben oder hinter mir. Zu Hause war ich K.O..

Fazit

KINDER vs. MICH=3:0


© Weudl 2020-08-07

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