Vol. 5, Plattensee/Barackpálinka

Weudl

von Weudl

Story

„Meine Eltern haben ein Haus am Plattensee, sollen wir hinfahren?“, fragte M1. in die Runde. Ein Strahlen der Freiheit lag uns auf den Augen und vollkommen unüberlegt sagten wir sturmartig zu. Zuhause angekommen runzelten meine Eltern zunächst die Stirn. 4 Burschen zwischen 15 und 16, alleine am berüchtigten Balaton. Und ihr Sohn mittendrin. Schlussendlich bekam ich die Erlaubnis, natürlich mit tausenden mütterlichen, wie väterlichen Ratschlägen.

Mutter: Schmier dich ordentlich ein, du hast eine Sonnenallergie. Mach ja nicht zu viele Dummheiten und pass auf dich auf!

Vater: Sauf nicht zuviel und lass dich nicht dabei erwischen.- Wobei? Bei allem!

Mit all den Weisheiten im Gepäck und einem kleinen Budget an Forint in der Tasche machten wir uns auf den Weg.

Der Bruder eines Freundes fuhr uns im Ford Fiesta zum Haus und sollte uns auch wieder abholen kommen.

Angekommen und nur noch zu 4t erkundeten wir zuerst das Haus. Es stand auf einem Hügel und bot einem Alles, was man zum Leben so brauchte. In unserem Fall reichten uns: 4 Betten, ein Klo und ein Kühlschrank. Wir bezogen gekonnt die Betten. Schließlich haben unsere Eltern ja ganze Arbeit bei uns geleistet. Danach gingen wir einkaufen. Bier musste her. Barackpálinka durfte nicht fehlen. Etwas zu Beißen musste her. Grillkohle hatten wir schon.

Für den Einkauf mussten wir einen mittelgroßen Hügel ganz nach unten gehen. Dies dauerte neben viel Blödreden wohl so 20 Minuten. Dort gab es einen kleinen Supermarkt, der Fleisch, Brot, Bier und Barackpálinka für uns hatte. Unser eh schon kleines Forintbudget wurde schlagartig reduziert. Doch das konnte einem 16jährigen in dieser Situation vollkommen egal sein. Was uns nicht ganz so bewusst war, war das wir den Kasten Bier und die Reste unseres Einkaufs den Hügel auch wieder nach oben schleppen mussten. Unbekümmert wie wir waren, gingen wir natürlich in der Mittagshitze einkaufen. Es hatte gefühlte 44 Grad und wir wechselten uns mit dem Tragen der Bierkiste ab. Schweißgebadet kamen wir nach einer knappen Stunde, natürlich kaum erschöpft, am Haus an und wollten uns gleich mal erfrischen. Eine Runde des herrlichen Marillenschnapses wurde ausgeschenkt. „Wenn man die Marille schmeckt, ist es zu spät“, höre ich die Stimme meines Freundes heute noch in meinen Gedanken. Wenn 4 testosterongeladene, junge Burschen grillen wollen, kommen sie auch auf die eine oder andere dumme Idee. In unserem Fall bedeutete das: Benzin als Anzündhilfe nehmen-In den Filmen funktioniert das auch immer. Eine Stichflamme und 4 geschockte Gesichter später waren wir heilfroh, dass das Haus nicht in Flammen stand und wir endlich was zu Futtern bekommen sollten. Die leichte Benzinnote am Fleisch und Brot war uns egal. Wir tranken kaltes oder auch lauwarmes Bier, erzählten Geschichten, starrten ins Feuer und umso länger der Abend wurde, umso mehr Barackpálinka gab es. „Jungs, ich schmecke die Marille“, sagte M2. und kotzte.

Fazit Balaton:

Schmecke die Marille

© Weudl 2020-08-03

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