Vom Allein- und Einsamsein (Teil3)

JohnDuke

von JohnDuke

Story

Die Entfremdung, die mir die Stadt bringt – Entfremdung von der Stille, Entfremdung von der Natur, Entfremdung von der Intimität des Privaten, Innigkeit der Gemeinschaft, Entfremdung von den Tieren, Entfremdung von dem einfachen Leben – entführt das Alleinsein in ein Einsamsein, so scheint es mir. Nicht ein Einsamsein, das mir meine eigene Unzulänglichkeit bewusst macht, sondern ein Einsamsein, das mir das Fehlen einer mir grundsätzlich immanenten Struktur bewusst macht: die Natur.

Ist der Mensch, um in großen Labyrinthen aus Beton zu existieren? Hat er sich nicht längst verrannt und, aus Perspektivlosigkeit, die grauen Wände als neues Habitat anerkannt? Feinstaub belastet das Atmen, Autos zerreißen die Stille, Lichter verdrängen die Dunkelheit, Schnelllebigkeit sticht die Ruhe aus, Dauerreize überfluten die Wahrnehmung. Luft, Stille, Dunkelheit, Ruhe, Wahrnehmung – sind das nicht Essenzialen des Lebens? Was passiert, wenn wir verlernen frische Luft zu atmen; verlernen mit Stille umzugehen die uns erst ermöglich uns selbst zu hören; verlernen mit der Dunkelheit in und um uns umzugehen; verlernen zu Entschleunigen, um nicht vor lauter Stress in Psychosen und Neurosen zu verfallen? Was passiert, wenn wir verlernen unsere Sinne ohne technische Erweiterung zu benutzen? Ich weiß nicht was dann passiert, ich weiß nur was mit mir passiert. Natur ist mir inne, doch ist sie es dem Menschen? Ich denke ja. Oder ist sie es längst gewesen? Kann der Mensch sich ihr entledigen oder sie vergessen?

Zwar nicht abschließend aber schließend kann ich sagen: Alleinsein und Einsamsein sind nicht äquivalent. Bin ich Allein? Ja. Bin ich Einsam? Ja und Nein. Einsamkeit beschleicht mich oft als Ergebnis von Entfremdung. Allein bin ich auf dem Land und in der Stadt; sie ist eine, wenn nicht die Grundlage. Doch als solche kann sie Ursprung verschiedenster Gefühle und Erfahrungen sein. Alleinsein ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil sogar. Durch sie habe ich festgestellt, was mich entfremdet, und was einen großen Teil meiner wahren Glückseligkeit ausmacht; mir in meiner Lebendigkeit fülle gibt: die Natur.

© JohnDuke 2021-05-15

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