Vom Benjamin-Park zum Karlsplatz

Beata Beck

von Beata Beck

Story

Wenn wir nicht so weit gehen wollten, verschlug es uns in den Anton-Benya-Park auf der Argentinierstraße, direkt beim Theater Akzent – ehemalig Park des Palais Rothschild. Auch dort verbrachte ich viele schöne Kinderstunden, auf Bäumen kletternd und natürlich wieder geheimen Verstecken auflauernd. Am Karlsplatz war ich nie spielen, auch erinnere ich mich nicht, ob es zu meiner Kindheit schon einen Spielplatz dort gab. Aber in der Weihnachtszeit finde ich es besonders schön, die herum tollenden, unbeschwerten Kinder auf dem Weihnachtsmarkt vor der Karlskirche zu sehen – denn der Karlsplatz ist zur Adventzeit immer ganz besonders reizend aufgeschmückt – mit Stroh und Tieren somit ein kleiner Bauernhof mitten in der Stadt, wo sonst ab Frühling ein Teich mit Enten die Fassade der Karlskirche widerspiegelt.

Vor ein paar Jahren konnte man auch auf Ponys reiten. Ich scheute mich mit Anfang zwanzig nicht davor, eine Runde als einziges großes „Kind“ unter lauter Kleinen mitzureiten – als Bühnenmensch gehört ja eine gewisse Ungeniertheit und Ausgelassenheit mitunter zum Privatleben dazu. Natürlich bekam ich auch das größte Pony zugeteilt!

Jedes Weihnachten finden sich im Tierzelt andere Tiere wieder: besonders erinnere ich mich an drei entzückende, schwarz befleckte Schweinderl. Letztes Jahr gab es Ziegen. Welchen Besuch wir wohl dieses Jahr zu erwarten haben? Im Halbscherz gemeint wären Kühe doch mal ein Spektakel wert – eine Christkindlmarktsensation. Wenn es wahr ist, soll übrigens Jean Sibelius in einem Hinterhof der Wieden Kühe gehalten haben, um mit deren Milch Geld verdienen zu können.

Im Grundriss fast wie ein gleichschenkeliges Dreieck bildet die Karlskirche die Spitze zwischen Musik (Musikverein) und Technik (Technischer Universität Wien).

Namentlich Karl Borromäus gewidmet, wurde die Bauführung ab 1716 von Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach begonnen und nach seinem Tod von seinem Sohn übernommen und fertiggestellt. Insgesamt wurden rund zwanzig Jahre am Bau der Karlskirche gearbeitet. Besondere Merkmale sind die orientalische Beeinflussung, welche auf die zweite Türkenbelagerung zurückgreift und sich stilistisch vergleichbar am Kirchenmodell der Hagia Sophia orientiert als auch auf die römische Trajansäule, wenn man sich detailbetrachtend einer der beiden Triumphsäulen widmet. Auf deren spiralförmigen Reliefs ist das Leben des Hl. Borromäus dargestellt. Trotz Barockstil weist die Kirche also mehrere architektonische Stile verschiedener Kulturen auf, nicht zuletzt auch die antike Tempelvorhalle mit Giebeldreieck.

Spannend auch: vor dem Bau des ehemaligen k.k. Polytechnikums (später TU Wien) beherbergte der Karlsplatz auch einen Friedhof mitsamt Kapelle (St.Augustin). Seit 1741 liegt anstelle des alten Universitätsgebäudes der TU Wien übrigens Antonio Vivaldi begraben, der nach nicht einmal einem Jahr seiner Übersiedlung nach Wien, verstorben war.

© Beata Beck 2023-01-16

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