Vom Sinn des Wahnsinns

Magorie

von Magorie

Story

Hat der Wahnsinn einen Sinn? Ist der Wahnsinn eine Welt, die der Mensch sich vorübergehend schafft, um seiner alten Welt zu entfliehen, die er nicht in der Lage ist zu tragen? Der Wahnsinn ist eine Reise in die Irre? Vielleicht aber auch eine Reise, die zu neuen Zielen führt, wenn sie nicht in der Irre bleibt.

„Zwischen Verstand und Wahn ist oft nur eine dünne Wand.” Daniel Düsentrieb

Geschafft

Erkan hat nach mehreren Tagen unterwegs auf dem Mittelmeer voll mit Ängsten beladen sein Ziel erreicht. Endlich kann er all das Schwere hinter sich lassen. Sein Leben wird sich ändern. Wie lange hat er darauf gewartet, sein Land zu verlassen. Mit sich selbst gehadert. Bei Ankunft sind noch Formalitäten zu erledigen. Passkontrolle. Wer reist hier ein. Lange muss er warten. Endlich ist er an der Reihe. Die Handbewegung an ihn gerichtet ist eindeutig. Er schaut in ein ihm vertrautes Gesicht. Die Worte sind in eine für ihn fremde Sprache. „Das kann nicht sein. Du hier?“ Sein Gegenüber starrt ihn an. Was starrt in sein Gesicht. „Erkennst du mich nicht? Du hast meinen Vater erschossen, meine Familie. Ich habe alles gesehen. Stand hinter der Tür.“ Der Grenzposten drückt auf einen Schalter. Wenige Minuten später kommt sein Kollege. Er spricht beschwichtigend auf Erkan ein und führt ihn in einem Nebenraum und bietet ihm etwas zu Trinken an. Wenige Minuten später geht Erkan zum Schalter und erkennt, dass er sich geirrt hat.

„Die Zunahme des Wahnsinns und die Abnahme der Vernunft halten sich meistens die Waage.“ Kurt Haberstich

Da ist Eva. Seit zehn Jahren lebt sie mit Dieter zusammen, einem Mann der für Gespräche nicht offen ist und sich für sie als Mensch nicht interessiert ist. Sie hat dieses Verhalten in ihrer Kindheit erfahren. Ihre Eltern waren nur auf sich fixiert und haben sie in ihrer Gefühlswelt alleine gelassen. Eva spricht mit ihren Freundinnen über ihre Beziehungsprobleme. „Warum trennst du dich nicht von Dieter? Unfassbar. Ich kann dir nichts Anderes mehr dazu sagen. Habe ich oft genug.“ Schweigen. Das war das letzte Mal.

Dann des Nachts dieser Traum. Eine Stimme ertönt. „Deine Rettung. Sie ist so nah. Es gibt ihn. Den Märchenprinzen.“ „So nah?“ „Näher als du denkst.“ Erkenntnis durchfährt sie. Es ist Phil, ihr Nachbar. Er ist ihr Erlöser. Ihr aufgeschlossener Nachbar, immer zu einem Gespräch bereit. Er liebt sie. Sie schenkt ihm etwas von dem selbstgebackenen Kuchen und wartet auf seinen Feierabend. Sie empfängt ihn nunmehr täglich. „Ich habe keine Zeit. Muss noch was erledigen.“ Am Wochenende sieht sie ihn nicht. Abends klingelt sie mehrmals. Minuten verstreichen. Die Tür bleibt zu. „Phiil, du bist da. „Lass mich. Du musst mich hereinlassen.“ „Geh.“ Ihr Hämmern an der Tür wird immer lauter. „Phiil….“ Am nächsten Tag wacht sie in einem fremden Bett auf. Alleine in einem karg eingerichteten Raum.

Am Anfang war die Welt wüst und leer.


© Magorie 2024-09-07

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Dunkel, Emotional