Vom Tod entkommen

Theresa Weimer

von Theresa Weimer

Story
Nordsee 2003

Stundenlang rannte ich und rannte, und mein Verfolger wurde immer schneller. Bald hatte er mich eingeholt, und dann war es aus mit mir. ,,Christine, Christine, lauf nicht vor mir weg, und bleib stehen“ rief mein Ex mit einer gruseligen Stimme mir hinterher und lachte wie ein Verrückter herum. Wie konnte ich jemals mit so einem Psychopathen zusammen gewesen sein, geschweige denn unter demselben Dach gewohnt haben? Er hatte mich nach der Trennung nicht ein einziges Mal in Ruhe gelassen und lauerte mir ständig auf. Selbst an meinem Ausbildungsplatz bewarb er sich, um in meiner Nähe zu sein. Polizei? Die unternahm gar nichts, jedenfalls nicht genug. Sie ließen es so weit darauf ankommen und nun jagte mir dieser, Simon den ich eigentlich liebte, und von dem ich dachte er sei der richtige, mit einem Messer hinterher. Wie Naiv ich damals doch nur war, ihm zu vertrauen und ihm mein Herz zu schenken. Seine Ansicht war, wenn er mich nicht haben durfte, dann durfte mich keiner mehr haben und so müsse ich um mein Leben bangen. Panisch drückte ich auf die Tasten meines Handys, versuchte meinen Vater zu erreichen, doch der Empfang sendete kein Signal und zu allen meinem Pech, stürzte das Handy noch vom Laub übersäten , Abhang hinunter und ich viel zu Boden. Es gab keinen Ausweg mehr, dem Mörder hinter mir noch zu entkommen. Keine Chance mehr, die vielen Dinge im Leben zu erkunden. Nur die Aussicht auf den Tod. Ich hielt mir ängstlich die Ohren zu, um die gruselige Lache, von Simon nicht mehr zu hören und hoffte es würde einfach kurz und schmerzlos verlaufen. Ich dachte nur an meine Mutter, an meinen Vater und an meinen Geschwistern, und die vielen schönen Momente mit ihnen. Jede Zeit war zusammen wertvoll und das beruhigte mich ein wenig. Trotz, dass ich mir die Ohren zu hielt, hörte ich das klirrende Geräusch des scharfen Messers auf mich zurasen, in der Gewissenheit, mir würde das Hören und das Sehen vergehen. Aber es kam nichts. Kein Messerstich. So als wäre die Zeit stillgelegt worden. Stattdessen nahm ich mit den Augen, aus der Dunkelheit einen hellen Funken war. Ein Tier kam heraus, mit weißem Fell, ein Wolf. Ich rührte mich nicht, denn wenn mich mein Ex nicht töten würde, dann sicherlich dieses Tier. ,,Habe keine Angst Mensch. Ich bin ein uralter Geist, der des Nachts umhergeht und das Böse heimsucht“. Sagte das Tier, in einem weisen Ton. Hatte es gerade geredet? Ein Wolf konnte reden? Doch bevor ich mich weiter fragen konnte, was geschehen war, ging eine Art Blitz aus dem Tier heraus. Es schoss hinüber zu dem Mann, der mich töten wollte, traf ihn und nun lag er regungslos auf dem Boden. ,,Er ist bewusstlos, laufe also schnell davon“. Hörte ich das mythische Tier sagen, dann ging ein Lichtstrahl über das weiße Fell, des Wolfes aus und es verschwand im Nichts. Zitternd lief ich davon, in der Hoffnung, an einer Siedlung anzukommen. Voller Erleichterung atmete ich aus, ich sah Lichter in der Ferne und wusste, ich hatte es nicht mehr weit. Wer war wohl dieses Tier und warum hat es mich gerettet? Diese Fragen konnte ich wohl nie beantworten. Doch mit Sicherheit lernte ich aus dieser Situation, Zeit ist das wichtigste. Das wichtigste was wir Menschen haben und sie mit unseren liebsten zu verbringen, anstatt Tag für Tag Vergeudung zu durchleben. Nur so kann man auf Dauer glücklich werden. Da war ich erleichtert, dem Tod entkommen worden zu sein.

© Theresa Weimer 2024-05-19

Genres
Science Fiction & Fantasy
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Dunkel, Emotional, Mysteriös
Hashtags