von Ramona Fröse
Oft sagt man „Das habe ich vergessen.“ , aber in der Schule haben wir gelernt, dass das Gehirn nicht vergisst, sondern verdrängt. Manchmal verdrängt das Gehirn, weil es sonst nichts Neues aufnehmen kann, aber manchmal auf um die Psyche des Menschen zu schützen. Das macht es dann, wenn das erlebte so schlimm ist, dass der Mensch daran zerbrechen würde. Haben wir es vergessen? Weit gefehlt, denn schon ein Geruch, ein Gefühl oder etwas was wir sehen kann uns triggern, sodass das Erlebte wieder zum Vorschein kommt. Häufig kommt es dann mit einer solchen Intensität wieder, dass es den Menschen aus den Latschen haut.
Kleine Nebensächlichkeiten, wie zum Beispiel was wie vor 3 Wochen Donnerstag zum Mittagessen hatten, verdrängt das Gehirn, weil diese unwichtige Information Kapazitäten für neue Erfahrungen belegen. Das könnte man dann tatsächlich als vergessen bezeichnen.
Manchmal erinnern wir uns an Kleinigkeiten aus unserer Kindheit, wie zum Beispiel wie unsere erste Puppe geheißen hat. Hatten wir das vergessen, könnten wir die Information nicht mehr aufrufen. Also haben wir es nur verdrängt, weil es gerade nicht mehr wichtig war.
Dem hat mein Jungendreferent, meiner Gemeinde, mich an mein rosanes Plüschschweinchen erinnert. Er ist so alt wie mein Vater, kann sich daran noch erinnern. Als er mir das erzählte, erinnerte ich mich sofort wieder daran, wie ich es damals überall mit hingenommen habe, auch ich die Kindergruppe der Gemeinde. Damals noch im alten Gemeindehaus. Die Kindergruppe hieß Remmidemmi, dann später Ratz Fatz, dann Sonobbes, und dann wieder Ratz Fatz. Wie sie heute heißt weiss ich allerdings nicht. All diese Namen hatte die Gruppe zwischen 1991 und mindestens 2020.
Natürlich erinnere ich mich nicht immer an all diese Namen, aber wenn ich mit meinen Leuten darüber reden, so kommt alles wieder hoch.
Ich erinnere mich an meine Pfadfinderzeit in Sankt Pius. Sicher ich erinnere mich nicht an alles, bei dem Lagern weiss ich die Jahre nicht mehr, aber wenn ich daran denke, habe ich Bilder im Kopf. Das war aber auch im Alter von 12-14 und heute bin ich 40. Wenn der Mensch vergessen würde, so könnte ich mich ja nicht erinnern. Es wird aber in den Hintergrund verdrängt.
Das, was wir als vergessen nennen, ist eigentlich verdrängen. Manches mag unwiederbringlich weg sein, aber vieles ist wieder präsent, wenn wir es brauchen. Manchmal reicht eine Erinnerung von anderen, manchmal ein Geschmack oder ein Geruch. Was das Gehirn verdrängt liegt an dem, was für den Menschen wichtig ist.
© Ramona Fröse 2025-03-04